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■ Das PortraitPaul „Red“ Adair

In Texas erzählt man sich folgende Geschichte: Ein Einheimischer stirbt und kommt an die Himmelstür. Petrus begrüßt ihn und zeigt ihm die Schönheit des Himmels. Der Texaner ist nicht die Bohne beeindruckt und behauptet: „Haben wir auch alles bei uns.“ Petrus wird sauer, er schnippt mit den Fingern, zeigt über seine Schulter auf die lodernden Feuer der Hölle und fragt: „Nun, habt ihr irgend etwas Vergleichbares in Texas?“ Der stolze Texaner blickt auf das Inferno und antwortet: „Nein, so etwas haben wir ganz sicher nicht. Aber dafür haben wir Red Adair, den einzigen Burschen, der es schafft, ein solches Feuer zu löschen.“

Seit 1940 hat Paul Neal „Red“ Adair, der schon 1980 als Stundenlohn 10.000 Dollar verlangte, mehr als 2.000 Öl- und Gasbrände mit Wasser, Sprengstoff, Mut und Schläue bekämpft. Weltweites Aufsehen löste 1962 sein Einsatz in der algerischen Sahara aus, als er eine 135 Meter hoch brennende Ölquelle („Das Feuerzeug des Teufels“) löschte. Er war es auch, der im Juli 1988 in der Nordsee die brennende Bohrinsel Piper Alpha „ausblies“. Nach dem Golfkrieg half Adair (Motto: „Nichts ist unmöglich!“) Kuwait, die Brände unter Kontrolle zu bringen. Mit seiner Arbeit verdiente er ein Vermögen. Oft brachte ihm ein einziger Job mehrere hunderttausend Dollar, in Einzelfällen hat er auch

Feuerlöscher Foto: vario-press

schon mal eine Million verdient. Ans Aufhören hat er trotzdem nie gedacht. Selbst ein Herzinfarkt und der dringende Rat seines Arztes, sich zur Ruhe zu setzen, konnten den „Katastrophenkiller“ nicht stoppen. Seit 1959 leitet Red Adair sein eigenes Unternehmen, das er von dem ebenfalls berühmten Feuerwehrmann Myron Kinley übernommen hatte. Im Büro führte sich Red Adair meist wie ein Wilder auf. Er brüllte die Sekretärinnen an und fand an allem etwas zu mäkeln. Später tat es ihm dann leid, und er schenkte der Beleidigten einen neuen Wagen oder eine Rolex-Uhr. Doch mit dem Löschen, Brüllen und Schenken ist jetzt Schluß. Vor wenigen Tagen gab der inzwischen 78jährige Feuerwehrmann bekannt, daß er sein Unternehmen verkauft habe. In Zukunft möchte er seine Zeit dem geliebten Angeln widmen.

Und wenn wir kleinen Sünder einst in die Hölle kommen sollten, können wir nur hoffen, daß Red Adair in seinem knallroten Arbeitsoverall schon da war. rewe

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