■ Das Portrait: Elisabeth Rehn
Blond, blauäugig und folgsam. So tuschelten die Generäle hinter vorgehaltener Hand, als Elisabeth Rehn 1990 zur finnischen Verteidigungsministerin ernannt worden war. Die Herren irrten. Frau Rehn übernahm schnell das Kommando. Ihre Ehrlichkeit und Spontaneität, also das, was der herrschenden Politikerkaste in Finnland so abgeht, bescherten ihr bald höchste Popularität – und seit dem vergangenen Sonntag auch gute Chancen, bei den finnischen Stichwahlen am 6. Februar die erste Staatspräsidentin Finnlands zu werden.
Die 1935 geborene Diplomvolkswirtin kam nach zwei Jahrzehnten in ökonomischen Spitzenpositionen Anfang der 80er Jahre zur Politik – in der Schwedischen Volkspartei, die vor allem die schwedische Minderheitsgruppe repräsentiert. Neben dem Verteidigungsministerium verwaltet sie seit 1991 auch das Ministerium für Gleichberechtigungsfragen. Gleichstellung beim Militär hingegen – also weiblicher Waffendienst – ist für sie kein Thema. Große Teile der finnischen Frauenbewegung stehen Frau Rehn allerdings skeptisch gegenüber: wieder einmal eine Frau, heißt es, die
Finnlands starke Frau Foto: Reuter
aus Parteitaktik in dieses Amt gehoben wurde und dort brav die Männerrolle spielt. Die in der finnischen Politik traditionellen Besprechungen in der Sauna müßten ohne sie stattfinden, fiel ihr als Ministerin als erstes ein, als sie nach Besonderheiten ihrer Amtsführung befragt wurde: Aber das sei kein Nachteil. „Lillan“, so ihr Spitzname, konnte so zumindest den üblichen Kungelrunden der männlichen Politikerelite entgehen. Und auch sonst gelang es offenbar niemandem, der populären Verteidigungsministerin im Verlauf des Wahlkampfs auch nur den kleinsten Skandal anzuhängen – was angesichts der üblen Sitten zwischen den meisten anderen KandidatInnen durchaus etwas heißt. Zu politischen Sachfragen hat sich die Präsidentin in spe bislang gar nicht oder nur ganz allgemein geäußert. Für den Beitritt zur EU ist sie und dagegen, den Faschisten Wladimir Schirinowski zu ernst zu nehmen. Die ökologischen Bedrohungen schätzt sie höher ein als die militärischen. Und die Entwicklungspolitik will sie zu einem Schwerpunkt ihrer Präsidentschaft machen. Jedenfalls dann, wenn die „Lillan“-Welle bis zur Stichwahl am 6. Februar anhält. Reinhard Wolff
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