■ Das Portrait: Lepa Brena
Lepa Brena (Schöne Brena), wurde 1960 im bosnischen Brčko als Fahreta Jahić geboren. Während des Studiums begann sie, in den dortigen Bars Popmusik zu singen. Begeisterte Gäste verschafften ihr ein Engagement in der Wojwodina-Stadt Zrenjanain, wo sie 1980 der Belgrader Volksmusik-Komponist Zahar entdeckte. Zahar gab der Muslimanin den Künstlernamen „Lepa Brena“ und nahm mit ihr „Čačak Rock 'n' Roll iz Šumadije“ auf, einen gängigen Mix aus Balkan-Folk und Disco-Musik. Die erste LP folgte 1981, beim Publikum kamen die einfachen und humorvollen Volkslieder am besten an, die Lepa Brena auf der Bühne mit einem guten Schuß Sex mischte. Sie wurde der Superstar, dem die New-Wave- Band „Zabranjeno Pušenje“ aus Sarajevo genauso huldigte wie die Disco-Stars jugoslawischer Yuppies. 1983 verkaufte sie für ein Konzert in Zagreb 12.000 Karten – ein Schock für die Musikkritiker, die derartig „seichte“ Unterhaltung längst totgeschrieben hatten. 1984 besuchten 50.000 RumänInnen Brenas Auftritt im Reiche Ceaușescus (Elton John brachte es auf 5.000). „Sie steht für die Flucht vor der ökonomischen Krise“, schrieb Alexander Tijanić im Belgrader Nin, „leuchtend, gesund und sexy verbindet man sie eher mit Dollar und D-Mark als mit
Bosnische Sängerin Foto: Petar Janjatović
Dinaren.“ Als 1990 der Krieg begann, gab Lepa Brena ein Konzert in der bulgarischen Hauptstadt Sofia. An einem Tag hatte sie 75.000 Karten verkauft. Bei „Jugoslovenka“ (jugoslawisches Mädchen) sang das gesamte Publikum mit, am Ende ging die Sängerin auf die Knie und weinte. „Das war keine Melodramatik, sondern die plötzliche Erkenntnis, daß sie das von nun an überall würde spielen können – nur nicht in Jugoslawien“, schrieb ein Reporter. Als die Kämpfe in Bosnien eskalierten, heiratete Brena den Belgrader Studiotechniker Boba Živojinović und zog sich zurück. Aus den Medien verschwand sie nicht: Einmal wurde das Gerücht ausgestreut, die Muslimin hätte ihren Namen in Jelena geändert, um serbischer zu wirken, ein anderes Mal hieß es, Lepa Brena sänge nun für die Soldaten der bosnischen Armee. Sie selbst antwortete in Nin: „Mein Name ist Fahreta Živojinović, und ich werde ihn auf keinen Fall ändern. Es gibt keine Politiker, die ich mag – sie alle sind schuld an dieser Situation.“ Petar Janjatović
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