■ Das Portrait: Eduard Zimmermann
„Ich bin der einzige Journalist, der hofft, daß ihm einmal der Stoff ausgeht.“ So sprach Eduard Zimmermann 1967 zum Start seiner Schurkenhatz „Aktenzeichen XY... Ungelöst“. Seine Hoffnung sollte erwartungsgemäß trügen: Auch an Zimmermanns heutigem 65jährigen Wiegenfest wird das VerbrecherInnentum gnadenlos weiter morden, rauben, brandschatzen, langfingern und scheckfälschlerisch tätig sein.
TV-Sheriff Foto: ZDF
Eduard Zimmermann, bald branchentypisch Ede genannt, erblickte 1929 in München das Licht dieser kriminellen Welt. 1949, nach einem aufmüpfigen Zeitungsartikel, wurde er in der damaligen Sowjetzone verhaftet – 25 Jahre Zwangsarbeit! Doch nach fünf Jahren kam er aus Bautzen frei, ging dann 1962 zum neuen ZDF. Erst gab er sich noch – „Vorsicht, Falle!“ – mit Neppern, Schleppern und Bauernfängern ab, dann, 1967, widmete er sich auch dem internationalen Schwerkriminellentum mit seinem Einmann-Tribunal XY. Zimmermann ließ das leibhaftig Böse ins Wohnzimmer kommen, es gab nur ein Gegenmittel: „Bleistift und Papier bereithalten!“ Peter Hohl und Peter Nidetzky („in unserem Aufnahmestudio in Wien“) waren live zu erleben, und der unvergessene Schweizer Werner Vetterli, bei dem auch immer „einige interessante Hinweise eingegangen waren“. Immer hieß es, die „Treibjagd mit moralischem Alibi“ (Spiegel) fordere zum Denunziantentum auf. Das ZDF konterte, es habe bis heute nur drei Schadensersatzprozesse unschuldig Verfolgter gegeben, und alle seien abgeschmettert worden. 1976 gründete Zimmermann den „Weißen Ring“, ein Hilfsverein für Verbrechensopfer, dessen Vorsitzender er bis heute ist. Ab Ende 1992 leitete Ede Z. auch die Sat.1-Reality-Sendung „K – Verbrechen im Fadenkreuz“. Zimmermann ist Träger des Ehrentitels „Sheriff h.c.“, verliehen von der Internationalen Polizei Assoziation. Der TV-Hilfscop hat zweifach große Aufklärungsarbeit geleistet: Einmal zeigte er, wie gnadenlos unbedarft billige Schauspieler sein können, die die Fälle in grenzenloser Stupidität nachstellen. Und: Wer sich all die hölzernen, linkischen Krummgestalten von Realsatire- Kommissaren ansieht, die bei XY schon beim Ablesen ihrer eigenen Telefonnummer ins Stottern geraten, der ahnt, wie einfach es Diebe und Killer hierzulande offenbar haben. Ede sei Dank. Bernd Müllender
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