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■ Das PortraitAyrton Senna

Als beim Training zum „Großen Preis von San Marino“ in Imola am Samstag der österreichische Nachwuchsfahrer Roland Ratzenberger ums Leben kam, hielt sich das Entsetzen durchaus in Grenzen. Nach dem Tod des Brasilianers Ayrton Senna beim eigentlichen Rennen am Sonntag überschlug sich dann jedoch die Motorsportwelt. Nicht nur, weil der 34jährige in seiner Heimat, wo der Präsident eine dreitägige Staatstrauer verhängte, ein Nationalheld war, nicht nur, weil Senna mit seiner kaltblütigen Rücksichtslosigkeit und Aggressivität, seinem Arbeitsfanatismus und seiner technischen Perfektion den Prototyp des modernen Rennfahrers verkörperte, sondern auch weil er als der beste Formel-1-Fahrer galt, der praktisch nie einen Fehler machte. Sennas Tod hat den Mythos von der Beherrschbarkeit der Boliden, die heute um die Grand- Prix-Kurse rasen, gründlich demontiert.

Tödlich verunglückt: Brasiliens Nationalheld Foto: Reuter

„Es existiert bei mir eine Selbstkontrolle hinter allen Aktionen“, sagte der dreimalige Weltmeister aus São Paulo. Sonst hätte er niemals 161 Grand-Prix-Rennen fahren und 41 gewinnen können, fast ohne Verletzungen, „nur mit einem gebrochenen Finger“. Die Selbstkontrolle war auch dann vorhanden, wenn er in seinen jüngeren Draufgängerjahren immer wieder Kollegen durch waghalsige oder aussichtslose Überholmanöver gegen sich aufbrachte und dabei auch kleinere Kollisionen in Kauf nahm oder als er 1989 im japanischen Suzuka seinen Teamgefährten und schärfsten Konkurrenten um die Weltmeisterschaft, den Franzosen Alain Prost, ohne jeden Skrupel einfach rammte, um ihm die Titelchancen zu nehmen. In jenem Jahr wurde Senna disqualifiziert und Prost zum Weltmeister erklärt, während der Brasilianer im Jahr zuvor mit einer ähnlichen Aktion noch davongekommen war. „Eine Sache ist, an Gott zu glauben“, sagte Prost dem ebenso ungeliebten wie bibelfesten Kontrahenten damals nach, „eine andere, sich selbst als Gott zu fühlen.“

Seine Lizenz bekam Senna schnell zurück, und der Sohn eines südbrasilianischen Großgrundbesitzers, der schon im Alter von vier Jahren Go-Kart-Rennen fuhr, konnte weiter an seinem Ruf des „größten Rennfahrers der modernen Formel-1- Ära“ (Sir Jack Brabham) feilen. „Meine Grenzen ausloten, das ist das Erfolgsgeheimnis“, pflegte Ayrton Senna zu sagen. Am Ende waren sie doch enger, als er annahm. Matti Lieske

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