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■ Das PortraitFranz Beckenbauer

Alt-Trainer Otto Rehhagel hat gesagt: „Wenn der Franz aus einem Hochhaus stürzt, steht unten immer einer, der ihn auffängt.“ So war klar, was am Samstag passieren mußte: Beckenbauer, der mit einer Million Mark für vier Monate Aushilfstätigkeit im Bayernland bestbezahlteste Teilzeitarbeiter, wurde Meister. Er hat alles gewonnen: die Deutsche Meisterschaft (5), Europapokal, WM-Titel, den bayerischen Verdienstorden. Am Samstag haben sie den 103fachen Nationalspieler, der sich als Kicker nie der Massenliebe erwehren mußte, auf Händen getragen. Stehvermögen hat der Kaiser bewiesen, 1.350 Spielminuten neben seinem Sitzplatz verbracht wie das „in Bronze gegossene Denkmal des Erfinders des Fußballs“ (Blickensdörfer). Einer wie er, der von sich behauptet, „ich habe Fußball nie als Arbeit empfunden“, hat Fußball malocht. Morgens um sieben stürmte der ältergewordene Titelheld aus dem Film „Libero“ (1973) junggeblieben in die Säbener Straße. „Im Fußball wie im Leben glaubt Beckenbauer an Autorität und Hierarchie“, hat der Spiegel den Mann, der sich über das runde Leder mit der Leichtfüßigkeit seiner Kickerbeine den sozialen Aufstieg erarbeitet hat, vor Jahren kritisiert. Dabei will die „Lichtgestalt des Fußballs“ (Lothar Matthäus), die schon nach dem WM-Gewinn 1990 befand, „ich fühle mich nicht als deutscher Supermann“, sich im Grunde nur irgendwann einmal abschließend sagen können, „Franz, Du warst ein anständiger Kerl“ (Sports).

„Kein Supermann“ Foto: Reuter

Anständig ist er, der Kaiser. Geschniegelt, gebügelt. Kein Gramm Fett auf den Rippen. Ein Vorzeigemann für Werbeprospekte, dank derer der Perfektionist, dem das sich verselbständigende Haupthaar („ich habe sämtliche Haarwasser ausprobiert“) sowie die schwindende Sehkraft („es hat lange gedauert, bis ich die Brille aufsetzen konnte“) Kummer bereiten, über 30 Millionen Mark verdiente.

„Ich habe mich dahin gestellt, wo ich hingehöre.“ Sagte er und wahrte Abstand, als die Mannschaft „die Sau rausließ“ (Matthäus). Der „Prototyp des Gewinners“ (Manager Hoeneß), ohne Abitur, dafür mit der Noblesse des Nadelstreifenanzuges, geht vorzugsweise auf offensive Distanz. Le Fußball c'est moi, sagt sich der Kaiser und spricht sehr zur Belustigung der Fans verknöcherten DFB-Funktionären die zerebrale Existenz ab („hirnlose Juristen“). Allein deshalb ist es schade, daß er der Bundesliga Servus sagt.coh

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