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■ Das PortraitMichael Rost

Ausgerechnet am einzigen Atomklo in Deutschland möchte Michael Rost Bürgermeister werden. Und dann will der Grüne auch noch – sollte er bei der Kommunalwahl am 12. Juni tatsächlich ins Amt kommen – weiter Widerstand gegen das Morslebener Atommüllendlager leisten. Geübt darin ist der Mittdreißiger ja: Er wird als Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Atompolitik derzeit von der grünen Landtagsfraktion bezahlt und gehört dem Landesvorstand von Bündnis 90/Die Grünen in Sachsen-Anhalt an. Rost ist strikt gegen das Atomendlager, auch wenn dieses der größte Wirtschaftsfaktor der 450-Seelen-Gemeinde ist. „Vor allem würde ich als Bürgermeister auf Ausgleichszahlungen aus Bonn für das Endlager verzichten.“ Solche Ausgleichszahlungen in Millionenhöhe für Städte und Gemeinden seien „Schweigegeld“, so Rost. Er wird es schwer haben, mit derartigen Argumenten die Direktwahl zum Bürgermeister zu gewinnen. Denn in Morsleben, dem Dorf nahe der Grenze zwischen Sachsen-Anhalt und Niedersachsen, steht man dem Endlager insgesamt nicht so kritisch gegenüber wie der aus dem fernen Magdeburg importierte Grüne. „Sicherung von Arbeitsplätzen“, so das Argument, mit dem auch die beiden Gegenkandidaten von Rost aus CDU und FDP antreten werden.

Doch Rost hat „keine Angst davor, mit Prügel von dannen zu ziehen“. Er stellt sich weiter andere Arbeitsplätze vor: „lokale Tauschringe“ beispielsweise, Geschäfte, in denen Waren gegen Waren oder Dienstleistungen getauscht werden. In mehreren Gemeinden Großbritanniens werde ein solches Modell bereits praktiziert. Doch sein eigenes Projekt in dieser Richtung, initiiert vom Öko-Zentrum in Magdeburg, ist derzeit noch nicht besonders erfolgreich.

Will kein Atomklo-Chef sein Foto: taz-Archiv

Auch wenn er bei der Wahl in Morsleben nur zweiter oder dritter Sieger sein wird – zumindest eins will Rost mit seinem Wahlkampf erreichen: das Atomklo auch in Morsleben endlich wieder zum politischen Thema zu machen.

Aber selbst wenn er die Wahl gewinnen würde, kann er auch als Bürgermeister das Endlager nicht eigenmächtig dichtmachen: Die Entscheidungen werden in Magdeburg und Bonn getroffen. Dort auch ein Wörtchen mitzureden hat Michael Rost allerdings nicht die schlechtesten Chancen. Er steht auf einem aussichtsreichen Platz der bündnisgrünen Landesliste für die Bundestagswahl im Oktober. Eberhard Löblich

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