■ Das Portrait: Rupert von Plottnitz
Joschkas Nachfolger Foto: Husch/terz
Der bisherige Fraktionsvorsitzende der Bündnisgrünen im hessischen Landtag, Rupert von Plottnitz (54), ist der etwas andere Repräsentant seiner Partei. Mit seinen legeren Anzügen, den immer dazu passenden Krawatten und seiner extravaganten grauen Tolle im schwarzgefärbten Haupthaar ist der „Herr Graf“ (Ulrich Steeger/ SPD) auf Landesversammlungen eher ein Fremdkörper, ein Wahlverwandter Otto Schilys. Mit diesem zusammen verteidigte er vor zwei Jahrzehnten die RAF im Stammheimer Prozeß. Wie dieser gilt er als Realpolitiker.
Der passionierte Tennisspieler Rupert von Plottnitz vertritt vor allem die innen- und rechtspolitischen Thesen von Bündnis 90/Die Grünen. Während noch sein Ururgroßvater vom preußischen König für seine Verdienste um die preußische Eisenbahn geadelt wurde, adelt sich der Ururenkel selbst – durch permanenten Einsatz für die Rechte von Minderheiten und durch seinen permanenten Einsatz gegen den Abbau demokratischer Grundrechte.
Als Hans Eichel (SPD) 1991 sein Kabinett zusammenstellte, war Rupert von Plottnitz beim bündnisgrünen Koalitionspartner als Justizminister im Gespräch. Damals lehnte der Exstadtrat von Frankfurt am Main das „Angebot“ mit dem Verweis auf sein exzessives Privatleben (Tennis und Familie) noch augenzwinkernd ab. Doch das ist in Hessen inzwischen ancient history: Nach dem erklärten Willen fast aller TeilnehmerInnen der letzten Landesversammlung der Bündnisgrünen und nach dem Willen von Fraktion und Koalition wird Rupert von Plottnitz heute der Nachfolger von Umwelt- und Energieminister Joschka Fischer. Der möchte am 16. Oktober in den Bundestag gewählt werden und bricht, um diesen Willen zu unterstreichen, bereits im Vorfeld alle Brücken nach Hessen ab. Der Staffelübergabe am Vormittag soll schon nachmittags die Vereidigung im Landtag durch Ministerpräsident Hans Eichel folgen. Neuer Fraktionschef der Bündnisgrünen im hessischen Landtag wird dann Fritz Hertle werden.
Rupert von Plottnitz ist seit heute Minister, allerdings nur noch für sechs Monate. Denn im Februar wird in Hessen gewählt. Joschka Fischer ist sich sicher: SPD und Grüne werden diese Wahlen gewinnen – auch ohne ihn. Ob „Plotte“ dann nach mehr als vier Jahren ohne intensives Training noch ein Tennisspiel gewinnen wird, ist dagegen eine andere Frage. Klaus-Peter Klingelschmitt
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