■ Das Portrait: Karl-Heinz Hansen
Wie schwer es ist, den Westdeutschen demokratischen Sozialismus nahezubringen, hat Karl-Heinz Hansen schon Anfang der 80er Jahre schmerzlich erfahren. Der von Helmut Schmidt geführten Regierung warf der damalige SPD-Abgeordnete 1981 im Zusammenhang mit der Nato-Nachrüstung vor, sie betreibe „eine Art Geheimdiplomatie gegen das eigene Volk“. Der Parteiausschluß folgte postwendend.
Hansens anschließender Versuch, die Partei „Demokratische Sozialisten“ als Grünenkonkurrenz zu etablieren, ging schief. Auch die Absicht, die Eurowahl 1984 zusammen mit DKP und „Friedensliste“ zu einer „Volksabstimmung gegen die Raketenstationierung“ zu machen, scheiterte kläglich. Danach zog sich der Geschichtslehrer aufs Altenteil zurück und widmete sich historischen Studien.
Doch wie andere auch, scheint Karl-Heinz Hansen es in diesem „Superwahljahr“ noch mal wissen zu wollen. Da bot sich „Gysis bunte Truppe“ an. Demokratischer Sozialismus – das Anliegen, das den heute 67jährigen bereits seit 1945 umtreibt. Als Mitglied einer Wählerinitiative macht Karl-Heinz Hansen jetzt Wahlkampf für die PDS, steht mit schwarzem Hut unterm roten Sonnenschirm und verteilt Parteiprogramme.
Bei aller Skepsis habe er nie geglaubt, daß die SPD „so verlumpen und verlottern würde und den Rechten nachläuft“. Und seit sich die Grünen dem „Super-Realo“ Joschka Fischer unterworfen hätten, erklärt Hansen, seien auch sie für Linke nicht mehr wählbar. Aber ist es die PDS? Er wisse, daß viele Mitglieder und Wähler „konservativ und rückwärtsgewandt“ seien, aber es werde gerne vergessen, „daß es schon in der SED Mitglieder gab, die für eine emanzipatorische Politik gestritten“ hätten.
Die Zukunft der Bundesrepublik sieht Hansen in den dunklen Farben. „Wir sind auf dem Weg in die Fifty-fifty-Gesellschaft. Der soziale Kahlschlag wird auch die alten Bundesländer erreichen.“ Diese Entwicklung „schreie nach neuen politischen Organisationen“.
SPD-Rebell für PDS Foto: Magda Taroni
Den Schrei hat der Pensionär erhört. „Die PDS soll“, so Hansen, „die Chance bekommen, sich zu bewähren oder zu versagen.“ Dazu müsse sie wieder in den Bundestag. Er spricht viel von Hoffnungen, doch sind das nicht bloß Illusionen? Der einstige SPD- Rebell bemüht die Dialektik: „Wenn wir es nicht versuchen, dann fehlt jede Bedingung der Möglichkeit für eine Veränderung der Gesellschaft.“ Christoph Seils
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