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■ Das PortraitJoachim Schultz-Tornau

Neuer Möllemann Foto: Reuter

Als Joachim Schultz-Tornau Ende Oktober seine Kandidatur erklärte, da trauten selbst die Liberalen in seinem eigenen Bezirksverband in Ostwestfalen- Lippe ihren blau-gelben Augen nicht. Gewiß, in der ostwestfälischen Ebene überragte der Bezirkschef jeden – aber Schultz-Tornau als Erbe Möllemanns? Der Gütersloher FDP-Kreisverbandschef Ralf Westhagemann etwa empfand Schultz- Tornaus Absicht schlicht als „Witz“.

Am Samstag auf dem Parteitag dann die überraschende Pointe: Mit 255 zu 139 Stimmen bescherte der politische Nobody dem liberalen Medienprofi Jürgen W. Möllemann eine überaus klare, fast schon demütigende Niederlage. Kaum einer hatte dem 51jährigen Juristen diesen grandiosen Sieg zugetraut. Während Möllemann und der dritte Kandidat, der Bonner Staatssekretär Fritz Schaumann, in den vergangenen Wochen in aller Öffentlichkeit aufeinander losgingen, besetzte Schultz- Tornau gezielt die Marktlücke innerparteilicher Versöhnung. Er wolle, so die immer wieder vorgebetete Botschaft, verhindern, daß „hier zwei Lokomotiven aufeinander losrasen“.

Die Möllemann-Kritik am Erscheinungsbild der Bonner FDP-Führung teilt er größtenteils, doch er agiert vorsichtiger und in anderer Tonlage. Kritik ja, „aber im freundlichen Ton“. So ist von Schultz-Tornau kein böses Wort gegen Klaus Kinkel zu hören, während der Bonner Wirtschaftsminister Günter Rexrodt voll abgemeiert wird: Bei der FDP- Klientel Mittelstand sei Rexrodt „so unbeliebt wie grüne Seife“, spottet Schultz- Tornau.

Viel Zeit zur Reanimierung der NRW-FDP bleibt dem schwergewichtigen Mann, der seit 1985 dem Düsseldorfer Landtag angehört, indes nicht. Schon in einem halben Jahr, im Mai 1995, sind Landtagswahlen. Sollte die FDP nach neun Wahlpleiten auch hier aus dem Parlament fliegen, dann dürfte es mit der Blitzkarriere schon wieder zu Ende sein.

Der Job wird schwer: 99 Prozent der NRW-Bevölkerung haben noch nie etwas von Schultz-Tornau gehört. Bei Möllemann liegen die Verhältnisse genau umgekehrt. Trotz dieser Zahlen gibt sich der Wissenschaftsexperte und Schüler des Altliberalen Werner Maihofer optimistisch. Sein Motto: „Wer selbst keine Hoffnungen hat, macht andere hoffnungslos. Wer selbst keinen Mut hat, macht andere mutlos“. Walter Jakobs

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