■ Das Portrait: Andrew Lees
„Das beste Denkmal, das wir Andrew setzen können, ist die Erhaltung des Dschungels von Süd-Madagaskar“, sagte Charles Secrett, der Direktor der britischen Umweltschutzorganisation Friends of the Earth. Am Sonntag war Andrew Lees vom FoE-Vorstand in jenem Dschungel tot aufgefunden worden. Wie sich herausstellte, ist der 45jährige bereits Silvester gestorben, als er alleine zu Filmaufnahmen in dem unwegsamen Gelände unterwegs war. „Sein Tod ist ein schwerer Schlag für die Umweltbewegung“, sagte Secrett.
Lees' Verschwinden hatte zunächst Vermutungen ausgelöst, der unermüdliche Umweltschützer, dem Freund und Feind einen Hang zur Besessenheit nachsagen, sei ermordet worden. Inzwischen hat sich jedoch herausgestellt, daß er sich Silvester trotz Magenverstimmung und Durchfall mit 15 Kilo Gepäck in den Dschungel aufgemacht hatte und wahrscheinlich an Herzversagen gestorben ist.
Lees wurde 1949 in Norfolk geboren und studierte später Botanik und Zoologie. Kämpfer für den UmweltschutzFoto: Reuter
Ende der siebziger Jahre gründete er in Süd-Wales einen Ableger der Friends of the Earth. Mit seiner Kampagne für die Erhaltung der Moore wurde er schon bald landesweit bekannt. 1985 rückte er in den FoE-Vorstand, ab 1987 war er für die Kampagne gegen Trinkwasserverschmutzung zuständig. Jonathan Porritt, der damals mit Lees zusammenarbeitete, sagte gestern: „Lees kapierte besser als jeder andere, wie europäische Direktiven umgesetzt werden mußten. Unsere Minister brauchten lange, bis sie das verstanden, und Andrew saß ihnen stets im Nacken.“ Nachdem Porritt 1990 als Direktor von Friends of the Earth zurückgetreten war, bewarb sich Lees um diesen Posten, mußte sich jedoch mit der Stelle als Koordinator der Kampagnen zufriedengeben. Vor zwei Jahren setzte er sich erfolgreich gegen den Abbau von Titaniumoxid – der „Weißmacher“ in der Zahnpasta – im Dschungel von Süd-Madagaskar ein. Die Weltbank verweigerte dem Projekt schließlich die Finanzierung. Ende vergangenen Jahres wurde jedoch bekannt, daß die Bergbaufirma Rio Tinto Zinc den Titanium-Abbau erneut ins Auge gefaßt hat. Deshalb reiste Lees Mitte Dezember nach Madagaskar, um eine Filmdokumentation für seine Kampagne zur Erhaltung des Dschungels zu erstellen. „Das Land, das er verteidigt hat, nahm ihm das Leben“, titelte der Independent gestern dramatisch. Ralf Sotscheck
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