■ Das Portrait: Rose Kennedy
Als im November 1963 ihr Sohn John F. Kennedy beerdigt wurde, sagte sie zum Präsidenten Äthiopiens: „Es ist nicht richtig, daß die Eltern ihre Kinder beerdigen. Es sollte umgekehrt sein.“
Am Sonntag starb Rose Kennedy im Alter von 104 Jahren in Hyannis Port/Massachusetts.
Sie war die Mutter einer der bedeutendsten amerikanischen Familiendynastien. Unter ihrer Herrschaft erlebten die Kennedys ihre größten Triumphe sowie ihre schlimmsten Tragödien. Rose Kennedy erlebte den Tod von vier ihrer neun Kinder. Gleichzeitig war sie die einzige Mutter der USA, von der drei Söhne in den Senat gewählt wurden, wovon einer sogar als Präsident in das Weiße Haus einzog.
Rose Kennedy wurde am 22. Juli 1890 in Boston geboren. Die Politik lag in ihrer Familie. Als sie fünf Jahre alt war, wurde ihr Vater John F. Fitzgerald in den Kongreß gewählt. Als sie fünfzehn war, wurde er Bürgermeister von Boston. Dabei hatte es die aus Irland stammende katholische Familie nicht leicht, sich die Türen zur feinen protestantischen Gesellschaft Bostons zu öffnen.
Rose besuchte mehrere katholische Universitäten. 1914 heiratete sie den mit 25 Jahren jüngsten Bankpräsidenten der Vereinigten Staaten, Joseph Patrick Kennedy – und fortan widmete sie sich der Familie, die sie durch neun aufeinanderfolgende Geburten bald auf einen eindrucksvollen Umfang vergrößert hatte. In der Familie sollen eiserne Disziplin und strenger Katholizismus geherrscht haben. „Für einen Kennedy bedeutet ein zweiter Platz nichts“, so ihr Credo.
Doch der Mythos der moralisch reinen Familie wurde immer wieder angekratzt. Ihr jüngster Sohn, Edward, zerstörte ihn endgültig, als er 1969 betrunken mit seinem Auto von einer Brücke stürzte. Seine Begleiterin kam dabei ums Leben. „Ich hatte beschlossen, daß ich mich durch nichts besiegen lasse. Ich wußte, wenn ich zusammenbreche, wird meine Familie Schaden nehmen“, so Roses Antwort auf die Frage, wie sie die Familientragödien aushielt. „Sie war der Klebstoff, der die Familie zusammenhielt“, sagte ihr Sohn John.
Die Matriarchin Foto: Reuter
Nach einem Schlaganfall 1984 ließ sie sich nur noch selten in der Öffentlichkeit sehen. Vier Kinder, neunundzwanzig Enkel und zweiundzwanzig Urenkel feierten im Juli 1990 ihren hundertsten Geburtstag. Ihr zu Ehren erklärte das US-Parlament den 22. Juli zum „Tag der Wertschätzung von Rose Kennedy“. Kerstin Schweizer
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