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■ Das PortraitHansjürgen Karge

Der neue Chefermittler Foto: Paul Glaser

Die Berliner Staatsanwaltschaft I hat mit Hansjürgen Karge nicht nur einen neuen Generalstaatsanwalt. Bei seiner Amtseinführung Anfang Februar stellte er sich als „Schnellbootkommandant“ vor. Diese Führungsqualität sei ihm in Thüringen bescheinigt worden, wo er von 1990 bis 1993 als Gast-Strafverfolger die Suhler Staatsanwaltschaft aufgebaut habe.

Selbstbewußt verbucht das der 54jährige als Kompliment und kündigte an, die Berliner Staatsanwaltschaft, die noch in „Fieberzuckungen“ liege, wie einen „Panzerkreuzer“ zu führen. Mit „altpreußischem Gehorsam“ wolle er für „sachliche Offenheit und vollständige Informationen“ sorgen.

Die vorhandenen Gesetze reichen Karge durchaus für seine harte Gangart aus. „Wir werden mit allem feuern, was das Strafrecht hergibt“, kündigte er bei der Amtseinführung an. Wie es die Aufgabe eines Bäckers sei, zu backen, sei es Aufgabe der Staatsanwaltschaft, Strafverfolgung zu betreiben. Um an der Ernsthaftigkeit seiner Absichten keine Zweifel aufkommen zu lassen, lieferte er prompt eine Selbstbeschreibung: „Ich war und bin ein Querkopf.“

Bereits bei seiner Vorstellung bei den Fraktionen des Abgeordnetenhauses, das ihn im Dezember zum Generalstaatsanwalt wählte, hatte er sich für eine verschärfte Haftpraxis stark gemacht. „Wir müssen, um der Bevölkerung mehr Sicherheit zu geben, mehr verhaften und dann schneller ermitteln.“ Die Justizsenatorin Lore Maria Peschel-Gutzeit (SPD) sagte bei Karges Amtseinführung, was sie davon hält: „Wer heute nach mehr Härte ruft, kann sich des Beifalls eines Großteils der Öffentlichkeit sicher sein.“ Auch die Vereinigung der Berliner Strafverteidiger e.V. will Karges angekündigtem Kurs „mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln entgegensteuern“. Durch seinen Vergleich der Staatsanwaltschaft mit einem Panzerkreuzer, so die Anwälte, habe er sich „disqualifiziert“.

Karge leitete zuletzt die Staatsanwaltschaft beim Landgericht Marburg. Nachdem er 1971 beim Landgericht Darmstadt zum Staatsanwalt auf Lebenszeit ernannt worden war, arbeitete er von 1976 bis 1978 als Referent im hessischen Justizministerium. Danach war Karge bis 1981 zum Generalbundesanwalt in Karlsruhe abgeordnet. Die Wahl eines neuen Generalstaatsanwalts war erforderlich, weil der frühere Amtsinhaber Ende letzten Jahres in den vorzeitigen Ruhestand getreten war. Barbara Bollwahn

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