■ Das Portrait: Friedhelm Busse
Parteiverbote schrecken Friedhelm Busse nicht – er hat sich vorbereitet. Ende letzten Jahres glaubte der Vorsitzende der „Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei“ sogar, einem möglichen Verbot Positives abgewinnen zu können. Busse, seit den 50er Jahren engagierter Rechtsextremist: „Dann trage ich keine Verantwortung mehr dafür, was dann geschieht. Das wird dann einen heißen Sommer geben.“ Verantwortung in der rechten Szene, die trug Busse immer. Etwa als Chef der „Volkssozialistischen Bewegung Deutschlands/Partei der Arbeit“ (VSBD/PdA), die am 27. Januar 1982 verboten wurde. Auch als Angeklagter kennt er sich aus. Nach einer wilden Schießerei mit der Polizei wurden in München Ende 1991 zwei Neonazis getötet und mehrere VSBD/PdA-Aktivisten festgenommen – darunter Busse. Wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung wurden damals die Verhafteten angeklagt, als „Kommando Omega“ sollten sie Sprengstoffanschläge und Banküberfälle geplant haben. Busse wurde nur wegen Hehlerei, Sprengstoff- und Waffenbesitz verurteilt: drei Jahren und neuen Monate. Strafmildernd wurde gewertet, er habe nur „aus falsch verstandener kameradschaftlicher Gesinnung“ Kommandomitglieder bei sich wohnen lassen und ihnen erlaubt, Sprengstoff in seiner Garage zu lagern. Seit 1988 ist Busse Vorsitzender der FAP. Nachdem Ende 1992 die „Deutsche Alternative“, die „Nationale Offensive“ und die „Nationalistische Front“ verboten wurden, tönte der 64jährige, der sich gerne jovial gibt, die FAP sei nun „die einzige rechtsradikale Partei, die auf Bundesebene tätig ist“.
Seit 1988 der Chef der gestern verbotenen FAP
Foto: Jungeblodt/Signum
Im ersten Verfahrensdurchgang wegen der Fortführung der Ende 1983 verbotenen ANS/NA saß Friedhelm Busse ebenso auf der Anklagebank. Die Verhandlung gegen ihn wurde aus dem Mammutverfahren seinerzeit abgetrennt, der FAP- Chef zu zwanzig Monaten auf Bewährung verurteilt. Der Prozeß dagegen platzte im Mai letzten Jahres nach 124 Verhandlungstagen. Den damals Beschuldigten wird gegenwärtig erneut der Prozeß gemacht. Eine der letzten Meldungen in Sachen Busse: Im vergangenen November wurde er in Begleitung eines Tübinger Neonazis festgenommen. Der FAP-Chef wollte einer Gründung der „Stuttgarter Kameradschaft“ beiwohnen. Im Gepäck der beiden: 15 Exemplare von Hitlers „Mein Kampf“. Wolfgang Gast
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