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■ Das PortraitIngrid Häußler

Sie kämpft um jeden Arbeitsplatz bei Buna und favorisiert deshalb weiterhin das Konzept der Geschäftsführung für eine eigenständige Sanierung des Chemieunternehmens. Gleichzeitig ist Ingrid Häußler aber auch Mitglied der SPD-Fraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt und stützt damit die rot-grüne Minderheitsregierung von Reinhard Höppner. Die Regierung also, die den geplanten Verkauf an den US-Giganten Dow Chemical vehement befürwortet. Auch wenn Dow Chemical bis zu 1.000 Arbeitsplätze weniger vorsieht als das Buna-Konzept. Ein Spagat, der der 50jährigen nicht immer leichtfällt.

Auch nach Vorlage eines von der Regierung in Auftrag gegebenen Gutachtens, das ebenfalls der Dow-Privatisierung den Vorzug gibt, ist Ingrid Häußler noch nicht so recht davon überzeugt, daß die Privatisierung die bessere Lösung für Buna darstellt. „Die meisten Vorteile, die das Gutachten der Dow-Privatisierung zuschreibt, gäbe es auch bei der eigenständigen Buna-Lösung“, ist sie als Belegschaftsvertreterin überzeugt. Als Fraktionsmitglied hat sie aber für die Entscheidung der Regierung Höppner Verständnis. „Die haben in der letzten Zeit ja ständig mit Unternehmen zu tun, die trotz eigentlich guter Auftragslage in Schieflage geraten sind, weil ihnen das nötige Eigenkapital zur Vorfinanzierung fehlt.“

Buna-Betriebsratschefin Foto: Paul Glaser

Seit 1990 ist die gelernte Chemielaborantin Betriebsratschefin bei Buna. 1994 wurde sie für die SPD in den Landtag gewählt. Dort ist sie arbeitsmarktpolitische Sprecherin ihrer Fraktion und Vizepräsidentin des Parlaments. Eine Funktion, in der sie eher zwischen unterschiedlichen politischen Ansichten moderieren muß, als eigene Positionen vertreten zu können. Aber „als Betriebsratsvorsitzende mußte ich stets den Ausgleich suchen zwischen den Interessen der Belegschaft und denen des Betriebes“, meint sie. Und Tausenden von Entlassungen zustimmen.

Viel mehr als die Moderatorenrolle stört Ingrid Häußler an ihrem Amt als Landtagsvizepräsidentin der streng formalistische Rahmen. „Ich bin eigentlich ein eher politisch und pragmatisch denkender Mensch“, sagt sie. „Aber wenn ich die Plenarsitzung leite, bestimmt allein die Geschäftsordnung des Landtags, wo es langgeht.“ An die müsse sie sich penibel genau halten. „Selbst dann, wenn mir der gesunde Menschenverstand etwas ganz anderes sagt.“ Eberhard Löblich

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