■ Das Portrait: Einsamer Sieger
„Dies ist kein Wettbewerb“, sagte Robert Mugabe selber, als er am Wochenende seine Stimme für die Parlamentswahl in Simbabwe abgab. Tatsächlich schaffte es der Staatschef, eine Mehrparteienwahl zu veranstalten, bei der seiner Partei schon vorher die absolute Mehrheit garantiert war – 30 der 150 Abgeordneten ernennt der Präsident selbst, in 55 der 120 Wahlkreise trat nur die Regierungspartei an. Schlecht für Mugabe war jedoch die ausgesprochen niedrige Wahlbeteiligung.
Die Zeiten, in denen Mugabe dem ganzen südlichen Afrika als leuchtender Freiheitsheld erschien, sind lange vorbei. Der seit den sechziger Jahren gegen die weißen Herren im Siedlerstaat Rhodesien aktive Sohn eines Tagelöhners, organisierte ab Mitte der siebziger Jahre aus dem mosambikanischen Exil einen bewaffneten Kampf, von dessen Stärke seine Kollegen in Apartheid-Südafrika nur träumen konnten. Und nach Jahren blutigen Krieges bewerkstelligte Ende der siebziger Jahre die Londoner Diplomatie die versöhnliche Geburt eines neuen Staates namens „Simbabwe“, unter der Regierung des aus freien Wahlen als Sieger hervorgegangenen Ex-Guerrila-Führers Robert Mugabe.
Robert Mugabe Foto: AP
Das simbabwische Idyll, in dem die weiße Wirtschaftsmacht nicht angetastet werden durfte, entwickelte sich aber in merkwürdige Richtungen. Mugabe beharrte auf den Zielen Sozialismus und Einparteienstaat, enttäuschte aber gleichzeitig seine radikalen Ex-Guerillakämpfer, für die in Simbabwe kein Platz mehr war. Bald geriet die Wirtschaft in eine schwere Krise, auf die Robert Mugabe 1991 mit der Konversion zur Weltbank-inspirierten Strukturanpassung reagierte, gleichzeitig aber das Festhalten am Marxismus-Leninismus, am Ziel des Sozialismus und am Einparteienstaat proklamierte.
Den seither immer wieder verkündeten Untergang hat Mugabe aber immer wieder hinausschieben können. Inzwischen ist der mittlerweile siebzigjährige Mugabe der dienstälteste Staatschef des gesamten südlichen und zentralen Afrika. Übertroffen wir er nur noch von Zaires Präsident Mobutu.
Und an ein Simbabwe ohne sich mag er nach wie vor nicht denken. Die dieses Jahr ebenfalls anstehenden Präsidentschaftswahlen werden zeigen, ob die Simbabwer derselben Meinung sind. Dominic Johnson
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