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■ Das PortraitElite der Dunkelmänner

Die Plutoniumbande des Bonner Geheimdienstbeauftragten Schmidbauer weiß zu wählen. Auch wenn im Sumpf der Spionage normalerweise weder Lebensläufe über den Tisch geschoben noch Verträge unterzeichnet werden, gibt es doch mehr und weniger begehrte V-Männer. Der als „Rafa“ aus dem Plutoniumschmuggel bekannte Rafael Ferrerar Fernández gehört offenbar zur Elite im Geschäft. Der 41jährige Reservemann der Guardia Civil hat dies immer wieder unter Beweis gestellt. Seit er 1974 in den Staatsdienst eintrat, riß die Welle der Auszeichnungen nicht ab. 18 öffentliche Anerkennungen schmücken Brust und Akten.

Verdient hat er sich die Medaillen in der Halbwelt. In der paramilitärischen Guardia Civil mit dem Leitspruch „Alles fürs Vaterland“ galt er als As in der Drogenfahndung. Sein Arbeitsplatz war die mit geheimdienstlichen Methoden arbeitende Spezialeinheit Gifa.

Seit 1991 ist Rafa „aus Gesundheitsgründen“ vom Dienst befreit. Weiterhin seiner Berufung folgend, ließ er sich im Telefonbuch bis zum Plutoniumskandal als „Privatdetektiv“ führen. Danach residierte er in einem Bürogebäude im Zentrum Madrids, das mehrere private Sicherheitsdienste beherbergt. Neben einem Mindestlohn verfügen die Reservebeamten weiterhin über ihren Dienstausweis und die Dienstwaffe.

Rafael Ferrerar Fernández Foto: El Pais

Javier Bengoechea, einer der drei Angeklagten im Münchner Plutoniumschmuggelprozeß, erinnert sich gut an seine ersten Treffen mit dem Mann, der ihn „reingeritten“ hat: „Er erzählte mir, daß er sich dem Handel mit Kokain und Heroin widmete.“ Rafa wollte, so Bengoechea „die rechte Hand Pachos, des Chefs des Medellin-Kartells“ sein. „Seine guten Kontakte nach Deutschland“ taten ein übriges. Bengoechea biß an.

Während die drei Angeklagten in München auf ihr Urteil warten, läßt es sich Rafa gut gehen. Zusammen mit seiner Frau Maria Dolores Sanz investierte der Topagent ab Oktober 1994 kräftig. Im April 1995 öffnete Sanz bei der Deutschen Bank ein Konto mit mehr als 30.000 Mark. Das Geld kommt, wenn der Spiegel recht hat, aus Pullach. Das Magazin veranschlagt Rafas Monatseinkommen mit über 5.000 Mark. Hinzu kommen 300.000 Mark Erfolgsprämie in Sachen Plutonium. Davon soll er mindestens ein Drittel kassiert haben. Reiner Wandler

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