■ Das Portrait: Koalitionsmacher
Immer dann, wenn beim rot- grünen Koalitionsclinch scheinbar gar nichts mehr ging, dann mußte einer ran: Wolfgang Clement, Minister für besondere Aufgaben und Chef der Düsseldorfer Staatskanzlei. Er wurde einmal mehr seinem Ruf gerecht, ein besonders ausgefuchster, verläßlicher, nervenstarker und zielstrebiger Verhandlungsführer zu sein. Als wichtigster Berater und enger persönlicher Freund von Johannes Rau zieht Clement seit Jahren die Fäden der Düsseldorfer Regierungspolitik. Längst ist der 54jährige Jurist, Journalist und Vater von fünf Töchtern vom erfolgreichen Administrator im Hintergrund in die Rolle des eigentlichen Rau- Kronprinzen geschlüpft. Das muß auch sein Konkurrent, der neue SPD-Fraktionschef Matthiesen, anerkennen. Hörte Rau irgendwann während der Legislaturperiode als Regierungschef auf, liefe die Nachfolge wohl auf Clement hinaus. Wie stark sein Rückhalt inzwischen ist, wurde im letzten Jahr auf dem Landesparteitag klar, als ihn die Delegierten mit dem besten Stimmenergebnis zum Beisitzer in den Landesvorstand wählten.
1981 holte Willy Brandt den damaligen stellvertretenden Chefredakteur der Dortmunder Westfälischen Rundschau als SPD-Parteisprecher nach Bonn. Für Rau organisierte er den Bundestagswahlkampf. Dessen Streben nach der „eigenen Mehrheit“ unterstützte er dabei ohne Einschränkung. Als Willy Brandt diese Strategie durch seine Bemerkung, vierzig Prozent seien ja auch schon ein „schönes Ergebnis“, in Zweifel zog, schmiß Clement die Brocken hin. Nach Raus Wahlniederlage ging er zunächst als Chefredakteur zur Hamburger Morgenpost, um dann im Januar 1989 die Leitung der Düsseldorfer Staatskanzlei zu übernehmen. Ob bei den Energiekonsensgesprächen oder bei den Verhandlungen zum deutsch- deutschen Einigungsvertrag, Clement saß immer für die SPD mit am Tisch. Auch dem vierköpfigen Küchenkabinett von Rudolf Scharping gehörte er an.
Wolfgang Clement Foto: J.H. Darchinger
Die schroffe Distanz zu den Grünen streifte Clement, der nach außen immer kontrolliert, oft kühl, ja unnahbar wirkt, mit dem Verlust der absoluten Mehrheit schnell ab. Ohne ihn als antreibenden Polit-Architekten wären die Arbeiten am rot-grünen Regierungshaus wohl noch stockender vorangegangen. Als „ehrlichen Makler“ haben ihn die Grünen dabei nach den Worten ihres Parteisprechers Raimer Priggen zu schätzen gelernt. Walter Jakobs
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