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Das PortraitDie Rennmaschine

■ Miguel Indurain

Ab heute geht es um die Wurst für Miguel Induráin (30), den vierfachen Tour-de- France-Gewinner. Sollte er abermals gewinnen, wäre er der erste Athlet, dem dies in Folge gelänge. Der Baske würde in diesem Fall in den Annalen des Radsports noch über dem Belgier Eddy Merckx und die Franzosen Bernard Hinault und Jacques Anquetil eingereiht werden müssen, die je fünfmal, doch nicht in Reihenfolge das schwerste, wichtigste und berühmteste aller Radrennen gewannen. Ganz Spanien wird also in den nächsten 23 Tagen auf die geliebte Siesta verzichten, um vor dem Fernseher mitzufiebern.

Ist er in Form oder nicht? Warum hat er den Giro d'Italia ausfallen lassen? War das kein Fehler? So lauten in diesen Tage allerorts die besorgten Fragen. Was den Giro betrifft, hat Induráin eine einfache Erklärung: Zuviel Zeit liege zwischen dem Rennen in Italien und der Tour. Die Form zu halten, wäre so unmöglich gewesen. Deswegen, sagt er, habe er sich ganz auf das Vorbereitungstraining für die Tour konzentriert.

Seine körperlichen Voraussetzungen sind nach wie vor unerreicht: Sein sieben Zentimeter großes Herz schlägt im Ruhezustand nur 28mal, das ist weniger als die Hälfte der Pulsfrequenz eines Normalsterblichen. Eine Lunge mit acht Litern Fassungsvermögen, doppelt soviel wie normal, versorgt den 1,88 Meter großen Mann auch am steilsten Berg mit ausreichend Sauerstoff. José Miguel Echávarri, Trainer des Basken, ist jedenfalls zuversichtlich. Zusammen mit seinem technischen Stab hat er alle 21 Etappen der Tour genau studiert. Das Ergebnis: Die Verteilung von Bergen und Zeitfahren sind wie für den Favoriten gemacht.

Miguel Induráin Foto: Bongarts

Bevor Miguel Induráin aufs Siegertreppchen steigen kann, muß er aber einmal mehr den diesjährige Giro- Sieger Tony Rominger (34) bezwingen. Seit 1993 folgt ihm der Schweizer hartnäckig, gekriegt hat er ihn freilich nie. Und dann ist da noch der Russe Berzin, dem vorrausgesagt wird, er werde Induráin eines Tages beerben. Warum nicht dieses Jahr?

Miguel Induráin, der seine Arbeit im Sattel mit unerreichter Präzision und scheinbar emotionslos verrichtet, nimmt zu den Spekulationen keine Stellung. Während um ihn herum die Hysterie täglich zunimmt, behält der Mann das, was Experten für seine größte Tugend halten: die Ruhe. „Für mich ist es eine Tour mehr“, sagt Miguel Induráin. Mehr sagt er nicht. Rainer Wandler

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