Das Portrait: Gottes Diktator
■ Efrain Rios Montt
Laut Verfassung darf der 68jährige Efrain Rios Montt gar nicht für die Präsidentschaft Guatemalas kandidieren. Denn er hatte den Vorsitz der Militärjunta übernommen, die am 23. März 1982 aus dem Putsch einer Gruppe guatemaltekischer Offiziere gegen das korrupte Regime des Generals Romeo Lucas Garcia hervorgegangen war. Noch bei den Wahlen 1974 war der schnauzbärtige Offizier, der als aufrechter Demokrat galt, an der Betrugsmaschinerie des Regimes gescheitert – die folgenden acht Jahre hatte er als Diplomat in Spanien verbracht.
Was bei seiner Rückkehr die wenigsten wußten: Der einst katholische Rios Montt war von der kleinen kalifornischen Sekte „El Verbo“ zum fundamentalistischen Protestanten bekehrt worden. Seine Berufung in die Junta sah er als Ratschluß Gottes. In wenigen Monaten gelang es ihm, sich zum alleinigen Diktator aufzuschwingen – an den Schalthebeln der Macht saß fortan „El Verbo“.
Im Stil eines Predigers sprach der Staatschef jedes Wochenende im Fernsehen: gegen Korruption, gegen Verbrechen, gegen den gottlosen Kommunismus. Und den mußte man besonders im indianischen Hochland bekämpfen, da, wo die Guerilla aktiv war. Ganze Dörfer wurden von der Armee ausgerottet, die Überlebenden – soweit sie nicht fliehen konnten – in Wehrdörfern interniert.
Nach 16 Monaten wurde auch Rios Montt weggeputscht: Er hatte die Hierarchien der Armee nicht respektiert – und es sich durch die Einführung einer Mehrwertsteuer mit den Unternehmern verscherzt.
Fünf Jahre später plante er ein neues Comeback: 1988 gründete Rios Montt seine „Republikanische Front Guatemalas“ (FRG) und rüstete sich für die Wahlen 1990. Obwohl Rios Montt in allen Umfragen an der Spitze lag, wurde er nicht zugelassen, weil die neue Verfassung ehemalige Putschisten von der Präsidentschaft ausschließt.
Guatemalas Möchtegern- Präsident Efrain Rios Montt Foto: AP
Doch ein guter Offizier gibt sich nicht so schnell geschlagen: Bei den Parlamentswahlen im Vorjahr wurde seine FRG zur Mehrheitsfraktion, Rios Montt wurde Präsident des Legislativorgans. Am ersten Juli nominierte ihn seine Partei als Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen im November. In diesen Tagen müssen die guatemaltekischen Gerichte entscheiden, ob der Ex-Putschist diesmal antreten darf. Ralf Leonhard
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