Das Portrait: Der Sprunggewaltige
■ Ivan Pedroso
Große Sprünge werden auf Kuba vollführt, wenn auch hauptsächlich vom leichtathletisch tätigen Teil der Bevölkerung. Javier Sotomayor beherrscht seit Jahren den Hochsprung der Männer, Ioamnet Quintero wurde vor zwei Jahren ebenfalls im Hochsprung Weltmeisterin, und Ivan Pedroso schickt sich an, den Sprung in die Weite so zu dominieren wie Sotomayor den nach droben. Zum erstenmal seit Urzeiten stammt der Weitsprung-Favorit der WM, die am Freitag in Göteborg beginnt, nicht aus den USA. Während der Start des verletzten Carl Lewis fraglich ist und sich der bisherige Weltrekordler Mike Powell nicht in Form befindet, stellte Pedroso im 2.035 Meter hoch gelegenen Sestrière mit 8,96 m eine neue Weltbestmarke auf.
Einen etwas fragwürdigen Rekord allerdings. Kaum war Pedroso gelandet, kamen erste Zweifel auf, ob er nicht übergetreten war. Noch mysteriöser schien die Windangabe: 1,2 m/Sek., nachdem zuvor kaum einmal das erlaubte Limit (2,0 m/Sek.) unterboten wurde. Ein mysteriöser „Mann mit blauer Jacke“ soll sich bei den letzten Sprüngen vor den Windmesser gestellt haben. Pedroso ficht das alles nicht an. „Ich bin sicher, daß der Wind im erlaubten Bereich lag“, erklärte er und ist gern bereit, weitere Beweise seiner Fähigkeiten zu erbringen. „Ich kann auch 9 Meter springen“, ist sich der 1,77 große Athlet sicher, „am besten wäre es, wenn mir das schon bei der WM gelingt.“ 9,03 m ist der Olympiavierte von 1992 und Hallenweltmeister von 1993 in diesem Jahr schon gesprungen, allerdings mit definitiv zu starkem Rückenwind.
Weitspringer Ivan Pedroso aus Kuba Foto: Reuter
Normalerweise vergessen kubanische Gewinner nie, ihren Sieg Fidel Castro zu widmen. Pedroso, der für seine sportlichen Verdienste in Kuba ein Haus bekommen hat, schon. Er nannte seine Familie, seinen Trainer und das kubanische Volk, „das glückliche Momente braucht“. Zweifellos ein glücklicher Moment war es für den Springer, als er in Sestrière einen 185.000-Mark- Ferrari als Prämie für den Weltrekord entgegennehmen durfte. Bis er damit über seine Heimatinsel düsen kann, dürfte es jedoch noch dauern, denn Pedroso hat keinen Führerschein – und lebt außerdem in Madrid. Zur Leichtathletik kam er mit 14 Jahren, weil er „wußte, daß die kubanische Lebenssituation nicht gut ist und ich über den Sport etwas erreichen kann“. Das ist ihm bestens gelungen. Matti Lieske
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