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Das PortraitSäule des Regimes

■ Hussein Kamil Hassan al-Madschid

Hussein Kamil Hassan al- Madschid Foto: AP

Er war eine der Säulen des irakischen Regimes unter Saddam Hussein. Jetzt hat Generalleutnant Hussein Kamil Hassan al-Madschid Bagdad den Rücken gekehrt. Seit er letzte Woche in der jordanischen Hauptstadt Amman um politisches Asyl gebeten hat, ist er der bisher prominenteste Überläufer aus dem inneren Kreis des Regimes in Bagdad.

Die Karriere des heute 42jährigen ist eng mit dem irakischen Diktator verbunden. Als ein entfernter Cousin heiratete er Saddam Husseins Tochter Raghad, die mit ihm geflohen ist. Als Gefreiter hatte er zunächst Saddam Husseins Fahrzeug auf einem Motorrad begleitet, als dieser noch als Vizepräsident fungierte. Nach Saddams Machtübernahme ging es dann mit der Karriere des Schwiegersohns steil nach oben. Bald stand Madschid den Sondereinheiten und der Republikanischen Garde vor. Später hatte er die Ämter eines Verteidigungs-, Erziehungs- und Industrieministers inne.

Seit dem Ende des Golfkrieges wurde Madschid von Saddam damit betraut, die völlig zerstörte Infrastruktur des Landes wiederaufzubauen und mit der UN-Kommission über die Abrüstung des Irak zu verhandeln. Er selbst präsentiert sich gerne als der „Aufbauer“. Er wolle die internationale Isolation des Irak durchbrechen, ließ er jetzt verlauten.

Für die Antiirak-Koalition dürften Madschids Informationen über das irakische Waffenprogramm Gold wert sein. Außerdem präsentiert sich der Generalleutnant in Amman nun vorsichtig als mögliche Alternative zu Saddam Hussein. Kein Wunder, daß ihn nun der geballte Zorn aus Bagdad trifft. „Die Geschichte wird ihn steinigen“ und „die Feinde werden alles aus ihm herausholen, um ihn dann auf die Straße zu werfen“, heißt es in der irakischen Hauptstadt.

Doch Madschid ist durchaus kein demokratischer Engel. Es wird ihm zwar bescheinigt, daß weniger Blut an seinen Fingern klebt als an denen der meisten anderen Mitgliedern des Führungskreises in Bagdad. Doch für den „Irakischen Nationalkongreß“, die Exilopposition in London, ist er einer der „Verbrecher gegen die Menschheit“. Er soll maßgeblich für die Ausrüstung der irakischen Armee mit chemischen Waffen verantwortlich sein, die später gegen die iranische Armee und die Kurden eingesetzt wurden. Vor vier Jahren soll er auch Massenexekutionen in einem Militärlager überwacht haben. Karim El-Gawhary

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