Das Portrait: Schwarze Säule
■ B. B. King
Aufgewachsen mit Baumwollfeldarbeit, einer Acht- Dollar-Gitarre und drei Akkorden, die er dem Landprediger abguckte, machte er seinen Weg. In den ersten Jahren blueste er an den Ecken der nahegelegenen Kreisstadt, später spielte er Werbespots ein. Heute wird B.B. King 70 Jahre alt: Er gilt als „schwarze Säule“ des Blues und als einer der einflußreichsten Gitarristen der amerikanischen Nachkriegsmusik. Mit seinem unverwechselbaren Mix aus Vibrato, Einzelton-Riffs und Tradition machte er zudem Lucille zur bekanntesten Gitarre der Musikgeschichte. Eigentlich ist der Mann seit 45 Jahren ständig auf Tournee; bisher gab er noch an die 250 Live-Konzerte pro Jahr. Und wer noch immer nicht weiß, was es mit der Tradition des Call and Response auf sich hat, kann die umfassende Demonstration einer sehr Kingschen Stilübung auf seinen entsprechenden Live- CDs nachhören.
Wohl kein zweiter kann eine solche Erfolgskontinuität aufbieten wie B. B. King. Die Kritik feiert ihn seit Jahrzehnten als die charismatische Persönlichkeit des zeitgenössischen Blues. Seinen fünften Grammy erhielt er vor vier Jahren für seinen Knastkonzertmitschnitt „Live at St. Quentin“, und daß die Fachpresse den „King of the Blues“ immer wieder zum „Artist of the Year“ erkor, ist nur billig.
Als B.B. begann, da wurde schwarze Musik als Blues,Rhythm and Blues, Soul oder Race gelabelt, in Leonard Feathers „Encyclopedia of Jazz“ wünschte er sich einst, daß die „Schwarzen sich nicht mehr des Blues als ihrer eigenständigen Musik schämen“ mögen. Der Eckensteher aus dem Süden macht zwar schon lange B.B. King Music, die Forderung nach Akzeptanz hingegen ist sehr aktuell geblieben.
Der Blues Boy aus dem Mississippi-Delta ist in die Jahre gekommen. Wenn er heute zum abertausendsten Mal „The Thrill is Gone“ spielt und sich bei ausgedehnten Soulballaden Zeit läßt, dann kann man ihn schon des öfteren auf der Bühne sitzen sehen, schmunzelnd seine Lucille über die B. B. KingFoto: Pat Meise
leicht ausufernden Fleischpolster geklemmt, um schwitzend dann doch noch die paar Töne anzustimmen, wie sie eben nur ein King spielt. Ganz mit der Würde der Alten, von denen sein konkurrierender Blues Brother Buddy Guy erzählt: „Als ich Anfang der Fünfziger nach Chicago kam, saßen die meisten Gitarristen auf Stühlen – wie Orchestermusiker. Ich hörte sie spielen, und ich sah, daß sie die besten waren.“ Christian Broecking
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