Das Portrait: Der Pragmatiker
■ Klaus Wiesehügel
Er ist der neue Chef der bisher „grünsten“ Gewerkschaft – zumindest vom Namen her. Klaus Wiesehügel, gelernter Betonbauer und Mitglied des Naturschutzbundes Saarbrücken, ist neuer Vorsitzender der ebenso neuen Gewerkschaft IG Bau-Agrar-Umwelt, kurz IG BAU genannt. Auf dem jüngsten Fusionsgewerkschaftstag taten sich die „alte“ IG Bau und die Gewerkschaft Gartenbau, Land- und Forstwirtschaft (GGLF) zusammen und wählten ihren ersten gemeinsamen Chef.
Der Zusammenschluß der beiden Gewerkschaften mit zusammen 725.000 Mitgliedern wird zum Jahreswechsel wirksam. Mit nur 85.000 Gewerkschaftsmitgliedern ist die GGLF in der neuen IG BAU allerdings eindeutig nur die ganz kleine Schwester. Als neuer Chef der angegrünten IG BAU legt der 42jährige Wiesehügel denn auch Wert auf die Feststellung, daß keineswegs eine Hinwendung zu Bündnis 90/ Die Grünen beabsichtigt ist. „Ich lasse mich nicht zum Grünen machen, sondern bleibe Sozialdemokrat.“
Die Zusammenarbeit mit wohlgemerkt „neutralen“ Natur- und Umweltverbänden“ solle intensiviert werden. Und selbstverständlich ist Wiesehügel für eine Energiesteuer, die Solartechnik und Öko-Farben im Bau.
Lieber rot als grün: Klaus Wiesehügel, neuer Chef der IG BAU Foto: AP
Daß vor allem die Interessen der vom Lohndumping geplagten Bauleute bei Wiesehügel ganz oben auf der Liste stehen, wurde schon in seinem Grundsatzreferat deutlich. „Wir leben auf keiner Insel“, so der neue Gewerkschaftsschef. „Die andernorts unter dem Druck hoher Massenarbeitslosigkeit gemachten Zugeständnisse entwickeln ihre eigene dynamische Breitenwirkung.“ Tarifverträge alleine nützen nichts. Es werde „besonders auf die Umsetzung der Erfolge“ ankommen.
Seit 1991 sitzt der geborene Mühlheimer im Bundesvorstand der Gewerkschaft und war dort für die interne Organisation zuständig. Der Aufbau der IG Bau in Ostdeutschland geht auch auf sein Konto. Im September letzten Jahres organisierte er die Protestkundgebungen gegen die Streichung des Schlechtwettergeldes.
Der Begriff „Umwelt“ im neuen Gewerkschaftsnamen erregt übrigens die Eifersucht der Gewerkschaften. Die IG Metall monierte, auch sie würde sich ja wohl um den Umweltschutz kümmern. Es gäbe auch keinen fest umrissenen Wirtschaftszweig „Umwelt“. Aber vielleicht spornt der Name ja an. Barbara Dribbusch
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