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Das PortraitWieder ein Mann

■ Göran Persson

Chef der schwedischen Sozialdemokraten: Göran Persson Foto: Reuter

Auch nach 100 Jahren haben es Schwedens SozialdemokratInnen nicht geschafft, eine Frau an die Parteispitze zu wählen. Auf ihrem Parteitag kandidiert der jetzige Finanzminister Göran Persson voraussichtlich als einziger für das Amt des Parteivorsitzenden. Wird er gewählt, ist ihm der Posten des Regierungschefs im nächsten Frühjahr gewiß. Der 46jährige gilt als „starker Mann“ in der Regierung Ingvar Carlsson, dessen Nachfolge er antreten wird. Nachdem die als absolute Favoritin gestartete Gleichstellungsministerin Mona Sahlin über den privaten Gebrauch ihrer dienstlichen Kreditkarte gestolpert war, hatte sich die Wahlkommission um eine Nachfolgerin bemüht. Gestern nominierte sie doch „nur“ wieder einen Mann.

Mit Persson tritt ausgerechnet jener Minister an die Spitze der Sozialdemokratie, dessen bisherige „Sanierungs“-Politik in der eigenen Partei heftig umstritten ist. Ihretwegen haben weite Teile des Gewerkschaftsflügels und der WählerInnenschaft der Sozialdemokratie den Rücken gekehrt.

Geschätzt ist der Finanzminister bei der Wirtschaft und den Finanzmärkten, er ist überzeugter EU-Fan und einer der wenigen felsenfesten Anhänger der Europäischen Währungsunion innerhalb seiner Partei.

Wenn die SozialdemokratInnen einen Mann an die Spitze wählen, dessen herausragende Fähigkeit sein Machtinstinkt (Spitznamen: Machiavelli und König Göran) und seine Eloquenz sind, der aber eher zu einer Zerreißprobe für die Einigkeit der Partei zu werden verspricht, dann aus schierer Personalnot. Koordinierungsminister Jan Nygren, den die Partei gern als Nachfolger Carlssons gesehen hätte, war seine Rolle als alleinerziehender Vater eines 14jährigen Jungen wichtiger als der Posten des Regierungschefs.

Zudem wollten die Sozialdemokratie es peinlich vermeiden, sich mit der Wirtschaft anzulegen. Die Bewerbung der letzten weiblichen Kandidatin, Margareta Winberg scheiterte, weil die „Märkte“ deutlich signalisierten, daß sie die populäre EU-Kritikerin und Landwirtschaftsministerin nicht akzeptieren würden. Wie der wirtschaftsfreundliche Göran Persson aber bei der WählerInnenschaft die erst 1994 mühsam wieder errungene Regierungsmacht für die Sozialdemokraten über die nächsten Wahlen hinaus sichern will, gilt nun als große Frage. Reinhard Wolff

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