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■ Das PortraitMister IBA

Ein Journalist hat ihn einmal den „Herzschrittmacher“ der Region genannt. Doch da widerspricht Karl Ganser gleich zweifach: Zum einen „geht es der Region nun so schlecht auch wieder nicht“. Zum anderen schätzt er die Wirkungen der Internationalen Bauausstellung (IBA) „so groß nicht ein“. Am Primat der Ökonomie komme die IBA nicht vorbei, findet Karl Ganser ganz nüchtern, und deshalb bleibe das nördliche Ruhrgebiet, die Emscher- Zone, eine „Problemzone“.

Für diese Region rackert Ganser, der einst unter SPD- Regierung als Abteilungsleiter im Düsseldorfer Verkehrs- und Städetebauministerium tätig war, als IBA- Direktor nun schon seit sieben Jahren. Soeben hat der Verein „Pro Ruhrgebiet“ den promovierten Biologen und Inhaber eines Lehrstuhls für Planung an der TU München den Ehrentitel „Bürger des Ruhrgebiets“ verliehen.

Was sich Ganser als Antreiber und Inspirator der IBA Emscher-Park vorgenommen hat, ist in der Geschichte der IBA einmalig. Die Bauausstellungen dieses Jahrhunderts haben immer wichtige architektonische und planerische Impulse gegeben. Den Beginn machte die Jugendstilbaukunst in der Künsterkolonie in Darmstadt. 1927 folgte die Weißenhofsiedlung in Stuttgart. Zuletzt widmete sich die IBA 1987 in Berlin auch der Sanierung großer Altbauquartiere wie in Kreuzberg.

Im Revier versucht nun IBA-Chef Karl Ganser auf 800 Quadratkilometern – zwischen Dortmund und Duisburg – die IBA als „eine Werkstatt zur Erneuerung“ eines ganzen Industriegebiets zu nutzen. Seine Erfahrungen, die er bis jetzt gemacht hat, faßt er so zusammen: „Wir haben gemerkt, daß alles, was wir hier vorfanden, was wir geändert haben oder noch wollen, auch anderswo in Deutschland ähnlich aussieht. Was bedeutet: Die IBA ist Modell für andere, die später mit diesen Problem einmal konfrontiert werden.“

Karl Ganser Foto: Dirk Hoppe/Netzhaut

Der 57jährige Ganser will dabei keine „Verhübschung“ des Gebiets, sondern eine Gestaltung, die die Besonderheiten der Landschaft aufnimmt und verstärkt. Dabei setzt der Sozialdemokrat ganz auf die Strahlkraft und den Nachahmeffekt beispielhafter Projekte.

Daß der Wandel vor allem durch Impulse „von unten“ in Gang kommen könnte, glaubt der IBA-Macher nicht. Es „muß auch Hilfe von oben und von draußen kommen“ — und gelegentlich auch „sanfter Druck von oben, um etwas zu bewegen“. Walter Jakobs

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