■ Das Portrait: Der Selbstlehrer
Konrad Zuse ist am Montag abend bei Fulda mit 85 Jahren gestorben. Er war der Konstrukteur des ersten voll arbeitsfähigen Computers und der Stoff aus dem die deutschen Erfinder-Legenden früher gestrickt wurden. Eigentlich war Zuse Ingenieur. Angeblich war es ihm jedoch zu mühsam, komplizierte Detailberechnungen per Hand und Rechenschieber zu erledigen. Also sann er auf Abhilfe und brachte sich selbst bei, wie mensch Rechenautomaten baut.
1936 stellte er die erste programmgesteuerte Rechenmaschine der Welt vor, die Z 1. Er entwickelte sie anfangs noch in der Wohnung seiner Eltern. 1941 schließlich war mit der Z 3 der erste arbeitsfähige Rechner fertig – drei Jahre vor dem US-Mathematiker Howard Hathaway Aiken, der lange als Vater der Computer galt. Erst 1952 gab Aiken in einem Brief an Zuse zu, daß dem Deutschen eigentlich die Erfindung zugesprochen werden müßte. Trotzdem lehnte das Patentamt Zuses Anerkennung für ein Patent 1967 endgültig ab.
Die Z 3 war ein Ungetüm mit über 2.000 elektrischen Relais, denn die kleineren und stromsparenden Transistoren wurden erst später erKonrad Zuse, Erfinder des ComputersFoto: AP
funden. Zuse erfand auch den digitalen Speicher, in dem Rechner Ergebnisse ablegen, und 1944 die automatische Erfassung und Verarbeitung von Daten, die seitdem Forschung und Prozeßsteuerung in der Industrie erobert hat.
Der am 22. Juni 1910 in Berlin geborene Tüftler entwickelte schon während seiner Studentenzeit an der Technischen Hochschule Berlin einen Verkaufsautomaten, der Preise addierte und Geld herausgeben konnte. Nach dem Krieg stellte die Zuse KG mit Sitz in Bad Hersfeld Rechner in Serie her.
Doch die Entwicklungskosten waren zu hoch, der unternehmerische Erfolg blieb dem Erfinder versagt. Die Firma wurde ab 1977 schrittweise von Siemens aufgekauft, Zuse selbst wurde Honorarprofessor an der Universität Göttingen.
Nach Auskunft des Konrad-Zuse-Zentrums für Informationstechnik in Berlin arbeitete der Erfinder zuletzt in der Werkstatt seines Wohnhauses an einem Leichtbau-Windgenerator, der sich bei Sturm ohne Energiezufuhr und unter Ausnutzung der Schwerkraft selbst demontierte. Vor allem aber widmete sich der zunehmend gebrechliche alte Mann der Malerei. Das Lieblingsmotiv des einstigen Bauingenieurs: Wolkenkratzer. rem
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen