Das Portrait: Ex-Diktator
■ Mathieu Kerekou
Mathieu Kérékou, 62, übernimmt heute wieder die Macht in Benin Foto: AP
Als er zuletzt die Macht ergriff, war es ein Putsch, und die neue Herrschaft sollte für immer währen. Diesmal wird Mathieu Kérékou ganz demokratisch Präsident Benins, vorerst nur für die verfassungsmäßige Amtszeit von fünf Jahren.
Es war der 26. Oktober 1971, als der Staatsrundfunk des damaligen Dahomey verkündete, der 1933 geborene Armeekommandeur der Voodoo-Hauptstadt Ouidah, Leutnant Kérékou, habe das vorherige System der rotierenden Präsidentschaft beseitigt und sei jetzt Staatschef. „Die Autorität des Staates“, erklärte Kérékou, „war überall verschwunden.“ Und Kérékou versprach, er werde „schnelleren wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt sicherstellen und schädliche politische Rivalitäten eliminieren“.
Damit trat Kérékou in die Fußstapfen der damals modischen Militärdiktaturen Afrikas, insbesondere in die des Zairers Mobutu. Wie er verstaatlichte Kérékou mit sicherem Instinkt als erstes die Versicherung. 1975 änderte er den Namen seines Landes von Dahomey in „Volksrepublik Benin“. Anders als Mobutu jedoch erhob Kérékou den Marxismus-Leninismus zur Staatsideologie. Schließlich stürzte Kérékou sich selber. Als das staatliche Bankwesen 1988 zusammenbrach, weil es viel zuviel Geld an bankrotte Staatsfirmen verliehen hatte, und französische Technokraten mit dem Segen des IWF zur Sanierung der Ökonomie einflogen, war es mit der marxistischen Herrlichkeit vorbei. Studenten und Beamte revoltierten, und Anfang 1990 delegierte Kérékou den Großteil seiner Macht an ein Allparteienforum, das für 1991 Benins erste freie Wahlen organisierte. Kérékou verlor und erkannte schließlich die Niederlage an.
Still vergnügt schaute er seither zu, wie sein Nachfolger Nicéphore Soglo vergeblich versuchte, das ruinierte Benin wieder flottzumachen. Kérékou machte keinen Mucks, bis die Zeit für die nächsten Wahlen kam – dann schlug er zu. Er spielte den Tribun der Enttäuschten und gewann die Präsidentschaftswahl im März mit 52,5 Prozent, wobei er im ländlichen Norden zum Teil über 90 Prozent einheimste.
Nun übernimmt er wieder die Macht, mit den Glückwünschen alter und neuer Autokraten ringsum. Heute sind es seine Gegner, die ihre Niederlage nicht einsehen wollen und auf Kundgebungen Kriegslieder grölen. So steht Kérékou, der frühere Diktator, jetzt als Garant der Verfassung vor seinem Land. Dominic Johnson
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