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Das PortraitSabas Hoffnung

■ Noa Ben Artzi-Pelossof

Noa Ben Artzi-Pelossof, die Enkelin Jitzhak Rabins Foto: Reuter

Im Berliner Interconti surren die Fernsehkameras. Ein 19jähriges Mädchen mit Sommersprossen und roten Haaren ist zu Besuch gekommen, es ist zum ersten Mal in Deutschland. Sie heißt Noa Ben Artzi-Pelossof, wohnt in einem Vorort von Tel Aviv, und seit dem 6. November ist sie weltberühmt. Da stand sie am Grab von Jitzhak Rabin, ihre Stimme zitterte, und die vielen Pausen waren nicht inszeniert. „Verzeiht, daß ich nicht vom Frieden sprechen möchte. Ich möchte von meinem Großvater sprechen.“ Sie fand die Worte, die Hunderttausende zu Tränen rührten. „Großvater, du warst das Feuer vor dem Lager“ und dann den Satz: „Die Engel die dich jetzt begleiten werden, bitte ich, dich zu beschützen, denn du verdienst ihren Schutz.“

Noa hat ihren Großvater, den sie „Saba“ nannte, sehr geliebt, sehr verehrt und „blind“ vertraut. Er begleitete sie auf Modeschauen, hörte die Musik, die sie liebte, und sie fuhr mit ihm nach Warschau, zum 50. Jahrestag des Aufstandes im Ghetto und dann nach Auschwitz. „Erst nach Auschwitz verstand ich die Kraft stiller Erinnerung“, schreibt sie in ihrem Buch „Trauer und Hoffnung“, das der Rowohlt Verlag gestern im Interconti vorstellte (Untertitel: Die Enkelin Jitzhak Rabin über ihr Leben und ihre Generation, 132 Seiten, 34 Mark). Das Buch, auch in Paris, den USA, Holland erschienen, ist eine Hommage an ihren „Saba“. Das Schreiben „ist ihr schwergefallen“, sagt sie, „die Erinnerung ist noch frisch, so frisch, daß ich sie nicht Erinnerung nenne“.

Seit einiger Zeit ist Noa Soldatin, Redakteurin der Zeitschrift Ba'ma'chane. Und sie ist nicht nur eine selbstsichere, sondern auch eine sehr mutige Frau. In ihrem Buch berichtet sie nicht nur Privates über ihren Großvater, sondern greift in die aktuelle israelische Debatte ein, über das, was das Land heute noch zusammenhält. „In meinen Augen ist Israel wie ein gespaltener Körper, die eine Hälfte ist gesund, die andere krebszerfressen. Und dieser Krebs ist die extreme Rechte“. Diese Rechte verortet sie bei den religiösen Ultras, „extremistischen Rabbis und anderen fanatischen Meinungsmachern“. Deren Aufrufe zur Gewalt erinnern sie an Methoden, „mit denen die Faschisten und Nationalsozialisten an die Macht gekommen waren“. In Israel wird ihr Buch Protest provozieren. „You cannot please everybody“, kommentiert sie. „Das habe ich von meinem Großvater gelernt.“ Anita Kugler

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