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Das PortraitDer Modell-Tatare

■ Mintimer Schaimijew

Tatarstans Präsident Mintimer Schaimijew will in Tschetschenien vermitteln Foto: Reuter

Bevor er wirklich seinen Urlaub am arabischen Golf abbricht, um auf Wunsch des russischen Präsidenten Boris Jelzin in Tschetschenien zu vermitteln, hat Mintimer Schaimijew erst mal einen Mitarbeiter in die rauhen Berge des Kaukasus vorgeschickt. Der soll dort in Erfahrung bringen, ob Separatistenchef Dschochar Dudajew überhaupt mit dem Präsidenten der russischen Teilrepublik Tatarstan verhandeln will. Dudajew hatte das bislang nur mit Jelzin höchstpersönlich besprechen wollen.

Der 59jährige Schaimijew hat den Streit mit Moskau um die Souveränität seiner Republik Tatarstan schon ausgefochten. Friedlich und vor allem erfolgreich. Dabei wandelte er sich vom typisch sowjetischen Apparatschick zum national(istisch)en Politiker. Bereits in den 60er Jahren hatte der im tatarischen Dorf Anjakowo geborene, studierte Agraringenieur auf eine Parteikarriere umgesattelt. Die führte ihn 1985 bis ins Amt des Ministerpräsidenten der damaligen Autonomen Sowjetrepublik Tatarstan. Vier Jahre später wurde er tatarischer KP-Chef und Mitglied in Gorbatschows ZK. 1991 unterstützte er allerdings die Putschisten gegen Gorbatschow. Sein Sakko zierten der Lenin- und manch anderer Sowjet-Orden.

Schaimijew erwies sich allerdings als besonders wandlungsfähig. Nach einem konfrontativen Showdown, der „Souveränitätsparade“ 1990–92, erreichte er im Streit mit Jelzin für Tatarstan soviel Freiheiten, wie sie kein anderer Teil der Russischen Föderation genießt. 1994 wurde die Autonomie vertraglich besiegelt. Die Republik weist jetzt einen passablen Lebensstandard vor, weil sie ihren Beitrag zu Rußlands Etat erheblich reduzieren durfte. Im März wählten die Tataren folgerichtig ihren Präsidenten wieder, mit über 90 Prozent.

Mit diesem Hintergrund müßte er eigentlich Dudajews Wunschpartner sein. Wenn dieser halbwegs realistisch geblieben ist, dürfte er wissen, daß er keinesfalls mehr erreichen kann als Schaimijew: alles unterhalb der völligen Unabhängigkeit von Rußland. Glaubt man dem einflußreichen russischen Arbeitgeberchef Arkadij Wolski, sei Dudajew bereits im Sommer 1995 mit dem „Modell Tatarstan“ einverstanden gewesen. Nur Moskau spielte damals nicht mit – noch nicht. Dudajew jedenfalls will „in nächster Zeit“ erst mal mit dem Tataren telefonieren. Schaimijew sollte also schon mal ein Ticket buchen. Thomas Ruttig

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