Das Portrait: Der Ehrgeizige
■ Charles Taylor
Charles Taylor, Liberias starker Mann Foto: AP
Als „Gucci-Guerillero“ bezeichneten ihn Beobachter, als er noch im Busch kämpfte. Er selbst nannte sich damals einen „knallharten Kapitalisten“, und ein Forscher hielt ihn für einen „Mann grenzenloser Ambitionen“. Charles Taylor, starker Mann in Liberias Staatsrat, hat viele Etiketten – und viele Gegner.
Zwar ist Taylor selbst Abkömmling der US-amerikanischen Schwarzen, die im 19. Jahrhundert als nach Afrika zurückgeschickte Exsklaven die „Republik Liberia“ gründeten. Doch gehört er nicht zur alten „amerikanisch-liberianischen“ Elite, die das Land bis 1980 regierte. Vielmehr stand der radikale US- Studentenführer und Diplom-Ökonom auf seiten der Putschisten um Samuel Doe, die 1980 in Liberia die Macht ergriffen.
Doe machte Taylor 1980 zum Leiter der staatlichen Beschaffungsbehörde. Er war ein so erfolgreicher Beschaffer, daß die Regierung ihn drei Jahre später wegen Unterschlagung von 900.000 Dollar verhaften wollte. Taylor floh in die USA, wurde festgenommen, kam durch Bestechung wieder frei, reiste über Mexiko nach Frankreich und schließlich nach Ghana. Durch seine vielfältigen Kontakte auch in den frankophonen Raum machte er sich dann zum Günstling der Präsidenten Burkina Fasos und der Elfenbeinküste, sammelte exilierte Gegner des Doe-Regimes um sich, verhalf geflohenen Bauern aus Nord-Liberia zu einer militärischen Ausbildung in Libyen und gründete schließlich die Guerillatruppe „Nationalpatriotische Front Liberia“ (NPFL), die am Heiligen Abend 1989 die Grenze zwischen der Elfenbeinküste und Liberia überschritt.
Ein halbes Jahr später war das Doe-Regime zusammengebrochen und die Taylor- Guerilla die stärkste bewaffnete Gruppe im Land. Als Herrscher über weite Teile Liberias seit 1990 hat Taylor es verstanden, ohne formale staatliche Autorität gute Handelsbeziehungen ins Ausland aufzubauen und sich allmählich zum natürlichen Patron vieler Liberianer zu machen. Damit machte er sich viele westafrikanische Staatschefs zu Feinden, die in seinem Vorgehen eine Bedrohung der mühselig aufgebauten staatlichen Strukturen der Region sehen. Inzwischen hofft Taylor, der seit September 1995 in Liberias neuem Staatsrat sitzt, bei den für August 1996 vorgesehenen Wahlen Präsident zu werden. Ob seine Gegner das aber zulassen, ist mit den jüngsten Kämpfen wieder fraglich geworden. Dominic Johnson
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