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Das PortraitDer General

■ Igor Rodionow

Der russische Sicherheitsberater Alexander Lebed fand nur lobende Worte. Igor Rodionow sei ein brillianter General, ein wertvoller und tapferer Mann. Seine Empfehlung hat genützt: Gestern ernannte der russische Präsident Boris Jelzin Rodionow zum neuen Verteidigungsminister.

Rodionow wurde im Dezember 1936 in einem Dorf im Gebiet Pensa in Zentralrußland geboren. Zunächst absolvierte er eine Panzerschule, dann die Panzerakademie und die Akademie des Generalstabs. Mitte der 80er Jahre kommandierte er die 40. Armee in Afghanistan. Dann diente er, gemeinsam mit Alexander Lebed, in Georgien.

Als Befehlshaber des Transkaukasischen Wehrbezirks, einem von jeher unbeliebten Posten, soll Rodionow mit für die blutige Niederschlagung der Unabhängigkeitsdemonstration im April 1989 in Tiflis verantwortlich sein. 19 Menschen wurden dabei getötet, zahlreiche verletzt. Ende 1989 wurde Rodionow zum Leiter der renommierten Militärakademie des russichen Generalstabes berufen.

Der 59jährige Generaloberst tritt mit dem Amt des Verteidigungsministers ein schweres Erbe an. Eine Friedenslösung in Tschetschenien ist nicht in Sicht. Die derzeitige Situation in den Streitkräften gleicht einem Desaster, eine dringend notwendige Armeereform ist zwar seit langem in der Diskussion, aber bis jetzt immer wieder verschleppt worden.

Rodionow dürfte sich selbst nicht für die ideale Besetzung für den neuen Posten halten. In einem Interview mit der russischen Wochenzeitung Nowoje Vremja machte er sich unlängst für einen Verteidigungsminister aus dem zivilen Bereich stark. Dieser müßte aber in operativer und strategischer Hinsicht geschult sein.

Gleichzeitig skizzierte Rodionow die Aufgaben und die Rolle Rußlands in den nächsten Jahren. Rußland müsse die Kontakte zur Nato weiter ausbauen und endlich aufhören, beweisen zu wollen, daß ohne Rußland weder in Europa noch in anderen Regionen der Welt Probleme gelöst werden können. Denn das diene nur zur Rechtfertigung des eigenen Größenwahns. Sollte der General nach diesen Grundsätzen handeln, dürfte eine deutliche Abkehr von der Politik seines Vorgängers Pawel Gratschow zu erwarten sein. Barbara Oertel

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