Das Portrait: Der Gescheiterte
■ Mohammed Farah Aidid
Selten kann ein Politiker so oft gescheitert sein und dennoch so viel angerichtet haben. Mohammed Farah Aidid prägte zwar die jüngere Geschichte Somalias, wurde aber nie anerkannter Präsident, obwohl er es länger als alle anderen versuchte.
Im Alter von 34 Jahren versuchte der damalige Armeeoffizier aus der Kleinstadt Belet Huen, der in Rom und Moskau ausgebildet worden war, den somalischen Präsidenten Mohammed Egal zu stürzen. Bei dem Putschversuch im Herbst 1969 kam ihm aber ein anderer Soldat zuvor. Mohammed Siad Barre führte seinen Putsch erfolgreich durch, steckte Aidid ins Gefängnis und rief den Sozialismus aus. In einer für das Land typischen Verkehrung der Allianzen rückte Aidid dann zum Verbündeten Barres auf und wurde schließlich Ende der 70er Jahre Sicherheitschef. Aidids Aufstieg ging so weit, bis er es sich leisten konnte, wieder in Opposition zu dem immer unbeliebteren Barre zu gehen und ihn als Militärchef der Guerillatruppe „Vereinigter Somalischer Kongreß“ (USC) Anfang 1991 aus dem Amt zu jagen.
Mit dem Sieg war Aidid jedoch nicht am Ziel seiner Wünsche. Zum Präsidenten in Mogadischu rief sich Ali Mahdi aus, der andere starke Mann des USC. Der Bruch vollzog sich binnen Monaten, Aidid ging wieder als Kriegsführer in den Busch. Als angesichts der fortgesetzten Zerstörung der somalischen Gesellschaft Ende 1992 US- amerikanische Truppen in Mogadischu landeten und eine „humanitäre“ UN-Blauhelmmission aufgebaut wurde, hatte Aidid einen weiteren Rivalen: die internationale Gemeinschaft. Daß die UN-Mission in einen blutigen Krieg zwischen der UNO und Aidids Milizionären ausartete, bei dem Dutzende ausländischer Soldaten und Tausende Somalis starben, war nur folgerichtig. Schließlich zogen USA und UNO geschlagen ab.
Aber auch diesen Sieg vermochte Aidid, der sich mittlerweile „Präsident“ nannte, nicht in einen Triumph umzumünzen. Je weiter sich die Welt aus Somalia zurückzog, desto matter glänzte Aidids Stern. Sein Herrschaftsgebiet schrumpfte zusammen, er verlor schließlich sogar seinen Freund und Finanzier Osman Ato. Die Kämpfe zwischen den Anhängern Atos und Aidids haben jetzt Aidids Tod herbeigeführt. Dominic Johnson
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