Das Portrait: Der unbekannte Multimillionär
■ Jakob Fiszmann
Die ihn kennen, und das sind nur wenige, sagen, daß Jakub Fiszmann (40) ein bescheidener junger Mann sei, der nie mit seinem Geld geprotzt habe. Und auch bei gesellschaftlichen Highlights der Upperclass, wie etwa dem Frankfurter Opernball oder Empfängen der Industrie- und Handelskammer, habe Fiszmann durch Abwesenheit geglänzt. Dabei hätte der Mann leicht wie Dagobert Duck öffentlich in Goldmünzen baden können. Ein Finanzkommunikator aus dem Westend schätzt sein Vermögen auf rund eine halbe Milliarde Mark. Jakub Fiszmann – einer der reichsten Männer der Republik.
Am 1. Oktober wurde der ledige Mulitmillionär vor seinem Firmengebäude in Rödelheim entführt. Am 10. Oktober zahlte sein Bruder vier Millionen Mark Lösegeld. Doch Jakub Fiszmann ist bis heute nicht wieder freigelassen worden. Dennoch glaubt etwa der Direktor des hessischen Landeskriminalamts, daß der Entführte noch lebt. Gestern durchsuchten Polizeikontingente erneut eine Kleingartensiedlung in der Nähe der Übergabestelle des Lösegelds an der A3 bei Idstein im Taunus.
Den größten Teil seines Vermögens hatte Fiszmann von seinem aus Polen stammenden Vater Uszer Jozef Fiszmann geerbt. Fiszmann ist Generalvertreter für Videokassetten eines japanischen Elektronikkonzerns und Immobilienhändler. Auch das Vermögen der Familie besteht vornehmlich aus Immobilien – und aus Aktienpaketen. Fiszmann war stiller Mäzen diverser Kunstsammlungen in Frankfurt und soll mit seinem Geld auch soziale Projekte unterstützt haben. Nicht ausgezahlt hat sich dagegen sein finanzielles Engagement für das Offenbacher Musicaltheater. „Tommy“ (The Who) lief mehr schlecht als recht in der Diaspora der Mainmetropole. Das Unternehmen ging im Sommer in den Konkurs.
Das zahlende Mitglied der Jüdischen Gemeinde Frankfurt sammelt privat elektrische Geräte aus den 50er Jahren: Toaster, Spiel- und Warenautomaten und Musikboxen. Die Großfamilie Fiszmann war schon einmal mit einem Entführungsfall konfrontiert. 1991 kidnappten noch immer Unbekannte den damals sechsjährigen Jakub Fiszmann aus Köln, einen Neffen des jetzt Entführten. Der kleine Jakub wurde allerdings noch vor der Übergabe des Lösegelds in Höhe von 3,5 Millionen Mark wieder freigelassen. Klaus-Peter Klingelschmitt
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