Das Portrait: Verdienstorden zurückgegeben
■ Wolfhart Pannenberg
Die letzten Dinge sind sein Metier. Wie der besondere Schutz von Ehe und Familie. Für den evangelischen Fundamentaltheologen Wolfhart Pannenberg ist er so heilig wie verfassungsgemäß. Nun hat der aus dem längst polnischen Stettin ins Bayerische emigrierte Kirchenmann sein Bundesverdienstkreuz zurückgegeben. Er will es nicht mehr, weil es nunmehr auch zu einer „Auszeichnung für Vorkämpfer für die Gleichstellung homosexueller Lebensgemeinschaften“ verkommen sei.
Im vergangenen Jahr hat auch Herta Leistner so ein Kreuz bekommen, und zwar wegen ihres „Engagements für die Emanzipation lesbischer Frauen in Kirche und Gesellschaft“, wie die Geehrte selbst sagt. Darüber ist der 68jährige Pannenberg immer noch bekümmert. Denn die Bekreuzung der Leiterin des Münchener Frauenstudien- und Bildungszentrums der Evangelischen Kirche sei eine „Ermutigung für verfassungsfeindliche Bestrebungen“. Immerhin räumt Pannenberg ein, gegen eine homoerotische Veranlagung sei wenig einzuwenden. Aber: „Ich billige homosexuelle Praktiken nicht.“ Analverkehr insbesondere findet er sogar „moralisch anstößig“. Sogar dem Bundespräsidenten habe er seine Ansichten unterbreitet. Und der habe sogar Verständnis gezeigt.
Schon seit Jahren verteidigt der emeritierte Professor aus München, der als einer der bedeutendsten Theologen dieses Jahrhunderts gilt, die Ehe zwecks Familiengründung mit Werken und Worten. Die eheliche Liebe sei die sexuelle Norm, und wer das nicht denke, sei ein Kirchenspalter.
Pannenbergs Anliegen jedoch ist die Annäherung: Als Gründer des Münchener Instituts für Fundamentaltheologie und Ökumene, bekränzt mit vier Ehrendoktortiteln, als Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften usw. usf. hat er sein eigenes Kreuz vor zehn Jahren für Verdienste um den Geist der Ökumene bekommen. Gemeinsam vom Tische des Herrn aus, so der Tenor seiner Lehre, müßten die Katholische und Evangelische Kirche den universalen Anspruch christlichen Glaubens verkündigen. Welche Berechtigung der hat, werde sich allerdings erst am Ende der Geschichte erweisen, bis dahin bleibe dieser Glaube eine Hypothese. Lesben und Schwule in der Kirche werden wohl noch etwas Geduld haben müssen. Ulrike Winkelmann
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen