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Das PortraitDer schnellste Schwimmer

■ Alexander Popow

Es hätte eine wunderbare Sportgeschichte abgeben können. Sie grinsten sich an, sie klatschten sich ab, sie stiegen synchron aus dem Wasser. Alexander Popow und Michael Klim amüsierten sich prächtig – miteinander. Dabei hatten die beiden soeben das angebliche Super- Duell der Schwimm-WM in Perth hinter sich gebracht. Der Australier Klim (20) ist der Mann, auf den in diesen Tagen das Land blickt; er gab den jungen Herausforderer. Der Russe Popow ist der Mann, der die kurzen Kraulstrecken seit Beginn der 90er dominiert. Popow gewann die 100-m-Freistil, und hinterher sagten alle: wie erwartet.

Ehrlich gesagt: Es war gar kein Duell zweier erbitterter Gegner, noch nicht. Erstens ist Klim der Trainingspartner Popows, zweitens noch nicht gut genug. Aber man ist halt bemüht in Perth, nach dem Ärger um die Akkreditierung des deutschen Teamchefs Winfried Leopold und dem Hormonschmuggel der soeben für vier Jahre gesperrten Chinesin Yuan Yuan die Welt mit sportlichen Superlativen zu erfreuen. Doch kaum war Popow aus dem Wasser, kam die Nachricht, daß vier chinesische WM-Starter positiv getestet und umgehend gesperrt werden mußten. So verblaßt, daß Popow gestern seinen dritten WM-Titel in Serie gewonnen hat – und überhaupt seit 1992 im Sprint nicht mehr verloren hat. Mehr noch: Popow kann nicht nur schwimmen – er ist auch seine eigene Vermarktungsmaschine. Der Randsportart Schwimmen mangelt es an sogenannten Typen, Popow ist einer. Und das nicht erst, seit er 1996 bei einem Abstecher in die alte Heimat auf dem Moskauer Marktplatz des Messer eines Melonenhändlers in den Bauch gerammt bekam.

Popow, verheiratet, eine Tochter, ist reich geworden durch das Schwimmen. Das kann sonst fast nur Franziska van Almsick von sich behaupten. Der Russe nutzte Anfang der 90er die neuen Möglichkeiten, ging als freier Unternehmer nach Canberra und arbeitet dort mit seinem bewährten Coach Gennadi Turetski für den Lebensunterhalt und daran, das Kunstwerk Popow, das rationale Gleiten, das er beherrscht wie kein zweiter, weiter zu perfektionieren.

In Sydney 2000 will Popow zum dritten Mal Olympiasieger über 50 und 100 Meter Kraul werden. Klim will bis dahin ausgelernt haben. Es könnte eine wunderbare Sportgeschichte werden. taz

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