piwik no script img

Das PortraitZuständig nur noch für den Zoo

■ Linda Reisch

Knapp neun Jahre hielt sich Linda Reisch (SPD) als „Kulturdezernentin“ von Frankfurt am Main. Unter der CDU-Oberbürgermeisterin Petra Roth und den Bedingungen einer Elefantenkoalition im Römer zuletzt allerdings nur noch als Dezernentin für tierische Angelegenheiten: für den Zoo. Alle anderen Zuständigkeiten waren ihr im Lauf der Zeit von der schwarzen Oberbürgermeisterin (OB) und zuvor teilweise auch schon vom abgewählten roten OB Andreas von Schoeler (SPD) weggenommen worden. Die letzte Intellektuelle der SPD auf einem Magistratssessel im Römer steht in der nächsten Woche zur Disposition. Ihre eigene SPD-Fraktion im Römer hat die 47jährige bereits zur Abwahl freigegeben. Alle Stadtparlamentsfraktionen werden in der nächsten Woche im ersten Abwahlgang die Literaturwissenschaftlerin, Germanistin, Romanistin und Philosophin in die Wüste schicken. Selbst die Bündnisgrünen sind ihrer einstigen „Lieblingsdezernentin“ aus den längst vergangenen Zeiten der sozial- ökologischen Römerkoalition nicht mehr grün: „Reisch muß weg!“ Ohnehin habe Rot-Grün in der Stadt keine Perspektive mehr, orakelte Fraktionsgeschäftsführer Lutz Sikorski. Sikorski selbst will weg aus Frankfurts Stadtpolitik, er strebt in den Landtag. Und der letzte „Promi“, Umweltdezernent Tom Koenigs, in den Bundestag.

Die exzentrische Linda Reisch muß gehen, weil sie es nicht verstanden hat, die exzentrischen Intendanten der Theater und die Leiter der Museen, die keinen Sparvorschlag akzeptierten, zu disziplinieren. Als jetzt ein Akteneinsichtsausschuß im Römer herausfand, daß die Stadt – via Kulturetat – auch noch die Rechtsanwälte der gegen die Stadt prozessierenden Kulturschaffenden bezahlt, platzte auch den Sozialdemokraten der Kragen. Reisch war zu sehr Intellektuelle und Kulturpolitikerin. Und zu wenig Kommunalpolitikern. Gemessen wurde die ehemalige Geschäftsführerin des Kulturforums der Sozialdemokratie immer an ihrem berühmten Vorgänger Hilmar Hoffmann. Der konnte allerdings noch aus dem Vollen (Etat) schöpfen. Reisch nicht. Wer ihr Nachfolger wird, steht noch nicht fest. Fest steht angesichts der anvisierten Abgänge allerdings, daß Frankfurt – trotz Eurobank und Eintracht in der 1. Liga – wieder ein Stück provinzieller werden wird. Klaus-Peter Klingelschmitt

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen