Das Portrait: Jungspund als Aushängeschild
■ Francisco Flores
Wer zum Teufel ist Francisco Flores? Der mit rund 50 Prozent der Stimmen haushohe Sieger der Präsidentschaftswahl vom Sonntag in El Salvador hat zwar ein Jahr Wahlkampf betrieben. Trotzdem ist unklar, was und wer hinter ihm steckt. Man könnte vermuten: gar nichts – daß er nur das unbefleckte Aushängeschild einer häßlichen Partei ist.
Nicht einmal über den Lebenslauf des Spitzenkandidaten der „Republikanisch-nationalistischen Allianz“ (ARENA) besteht Gewißheit. Sicher ist, daß der 39jährige in den USA studiert hat. Bloß was? Er behauptete zunächst, Philosophie und Jura, außerdem sei er Dozent gewesen. Als sich das als Schwindel herausstellte und nur der Titel einer Esoterik- Universität blieb, schwieg er. Später verkaufte er sich als Philosoph und Ökonom.
Flores war ein Jahr Parlamentspräsident. Sein größtes Verdienst war die Einhaltung der Redezeit bei der Debatte eines Finanzskandals. Als er das Amt niederlegte und sich als Präsidentschaftskandidat vorschlug, nahm ihn kaum jemand ernst.
Damals wurde ernsthaft diskutiert, die seit zehn Jahren regierende ARENA wolle diesmal die Wahl verlieren. Präsident Calderón Sol hatte in seiner Amtszeit alles privatisiert, was Käufer fand, und konnte so immer eine gute Bilanz vorweisen. Die nächste Regierung wird absehbar wirtschaftliche Probleme haben. Dafür, mutmaßte man, wolle ARENA lieber die „Nationale Befreiungsfront Farabundo Marti“ (FMLN) verantwortlich machen und verheize deshalb einen Jungspund.
Daß Flores am Ende gewinnen konnte, ist vor allem das Verdienst der FMLN, die sich in Grabenkämpfen verschlissen hat. Flores schaute nur stumm zu. Jede Einladung zur öffentlichen Debatte lehnte er ab und mied selbst den Kontakt mit seiner eigenen Partei. Mit der alten, im Umfeld der Todesschwadronen entstandenen „Republikanisch-nationalistischen Allianz“ wollte er nicht in Verbindung gebracht werden. Statt dessen sprach er lieber von undefinierten „neuen Allianzen“.
So werden die Salvadorianer erst bei Flores' Amtsantritt am 1. Juni erfahren, wen sie gewählt haben. Einen Hinweis gibt es schon: Gerüchten zufolge will Flores den derzeitigen Rechtsaußen-Innenminister Mario Acosta in seine Mannschaft übernehmen. Dann wäre er wirklich nur das unbefleckte Aushängeschild einer häßlichen Partei. Toni Keppeler
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen