■ Das Portrait: Moruroa
Berlin (AFP/taz) – Die ersten Atomtests nahm Frankreich 1960 noch in Algerien vor. Doch nachdem das nordafrikanische Land mit Macht in die Unabhängigkeit drängte, mußte die französische Regierung nach einem anderen Ort suchen, an dem die Atombomben der Grande Nation ohne Widerstand in die Luft geblasen werden konnten. Noch zu de Gaulles Zeiten wurde dafür das damals unbewohnte Moruroa-Atoll im Südpazifik auserkoren.
Ökologen, PolynesierInnen und die Fachöffentlichkeit übertrugen den polynesischen Namen des Archipels „Großes Geheimnis“ als „Moruroa“ in lateinische Buchstaben. Doch nicht nur in der taz hält sich auch die von der französischen Kolonialmacht eingebürgerte Schreibweise „Muroroa“.
Das wie ein Fuß geformte Atoll im Südpazifik mißt von West nach Ost zirka 30 Kilometer und von Nord nach Süd etwa 10 Kilometer. Es besteht nur aus einem Inselring, in der Mitte liegt die sogenannte Lagune, ein flaches, mit Meerwasser gefülltes Becken. Das Atoll ist zwar nur spärlich bewachsen, trotzdem könnten heimliche Besucher wie die angeblich auf der Insel versteckte dreiköpfige Greenpeace-Crew unter Leitung von David McTaggart durchaus für Tage Unterschlupf finden.
Das 1.200 Kilometer südöstlich von Tahiti liegende Atoll (6.600 Kilometer bis Lima, 6.900 Kilometer bis Sydney) steht aber unter strenger Bewachung der französischen Kriegsmarine. Graphik: Globus
Auch machen die 63 Kilometer langen Korallenriffe rund um die Inseln Landungsunternehmen nicht einfach. Die schneidend scharfen Korallen zwischen Riff und Insel liegen oft nur knapp unter der Wasseroberfläche.
Doch mit genauer Ortskenntnis und ausreichend Ausrüstung gibt es trotzdem genügend Stellen, an denen ein Schlauchboot sich unbeschadet nähern könnte. Neben spärlichen Büschen und Gestrüpp am Strand bieten sich als Verstecke zum Beispiel zwei Blockhäuser an, die bei früheren überirdischen Atomversuchen als Beobachtungsposten dienten. Auf dem ganzen Atoll verstreut liegen auch kleine Hütten mit Funkeinrichtungen und Meßstationen für Sturmflutwarnungen. Über den Hütten sind Plattformen angebracht, auf denen Menschen sich bei einbrechender Flut in Sicherheit bringen können. Die Greenpeace- Mitglieder könnten auch versuchen, in einer Ansiedlung von unbewohnten Hütten im Inneren der Insel Unterschlupf zu finden. Gefahr droht den Umweltschützern vor allem durch Strahlenschäden. Zwar beharren die französischen Militärs darauf, das Atoll sei durch die bisher erfolgten rund 190 über- und unterirdischen Atomversuche nicht belastet, doch unabhängige Untersuchungen sprechen eine andere Sprache. ten
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