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Das PortraitPräsident mit Pudelmütze

Es ist eine undankbare Aufgabe, Präsident von Guinea-Bissau zu sein. Der erste Führer der ehemaligen portugiesischen Kolonie, Luiz Cabral, wurde 1980 nach nur sechs Jahren weggeputscht. Cabrals Nachfolger Nino Vieira ereilte vergangenes Jahr dasselbe Schicksal. Die Militärputschisten, die ihn stürzten, konnten sich aufgrund internationalen Drucks nicht halten. Nun ist als Ergebnis von freien Wahlen ein neuer Präsident an die Macht gekommen, der gestern feierlich in sein Amt eingeführt wurde: Kumba Yala, eine der schillerndsten Figuren des winzigen, bitterarmen und bürgerkriegsgeschüttelten Landes an der sumpfigsten Ecke von Westafrikas Atlantikküste.

Kumba Yala ist Intellektueller und Volkstribun zugleich. Gelernter Philosoph, war er einer der Ideologen der Befreiungsbewegung PAIGC (Afrikanische Unabhängigkeitspartei von Guinea-Bissau und den Kapverden), die in den 60er- und 70er-Jahren einen langen Guerillakrieg gegen die portugiesische Kolonialherrschaft führte und nach der Unabhängigkeit 1974 ein sozialistisches Einparteienregime installierte. 1990 brach Yala mit der Einheitspartei, und 1992 gründete er die „Partei der sozialen Erneuerung“ (PRS), an deren Spitze er 1994 bei den ersten Mehrparteienwahlen des Landes 48 Prozent holte.

Nach den Wirren von 1998–99, als das Militär gegen den Präsidenten Nino Vieira rebellierte und das Land im Krieg versank, war Yala der logische Kandidat für einen Neuanfang. Sein haushoher Sieg bei den Präsidentschaftswahlen am 16. Januar mit 72 Prozent der Stimmen kam daher nicht unerwartet. Nach seiner Wahl nannte er als seine Prioritäten die Bekämpfung von Korruption sowie ein Kampf gegen die Straflosigkeit – ein populäres und zugleich kontroverses Programm. In der Öffentlichkeit tritt er am liebsten im T-Shirt und mit einer roten Zipfelmütze auf.

Mit 47 Jahren ist Kumba Yala im internationalen Vergleich ein junger Präsident. Allerdings hat er damals die durchschnittliche Lebenserwartung der knapp über eine Million Einwohner Guinea-Bissaus schon überschritten. Während des Wahlkampfes musste er wegen einer schweren Grippe nach Portugal zur Behandlung geflogen werden. Damals waren seine Anhänger davon überzeugt, dass seine Gegner ihn physisch eliminieren wollten.

Dominic Johnson

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