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■ Das PorträtEkkehard Wenger

Foto: Roger Richter

„Viel Feind, viel Ehr'“ könnte wohl die lautere Devise des Ekkehard Wenger heißen. Wenn der süddeutsche Wirtschaftsprofessor wieder mal zur Jahreshauptversammlung irgendeiner Aktiengesellschaft aufbricht, beginnt unter den Vorstands- Managern das große Zittern. Siemens, BASF, die Allianz, Krupp — sie alle bekamen schon die Watschen des blendenden Rhetorikers zu spüren, machten Bekanntschaft mit Anfechtungsklagen, die Sand ins Getriebe der ansonsten so schön geschmierten Abstimmungsrituale der Aktionärsversammlungen streuten. Was läßt den 40jährigen gegen die Konzerne ausziehen? Ekkehard Wenger macht sich für die übertölpelten Kleinaktionäre stark. Etliche Topmanager deutscher Aktiengesellschaften hält er für Millionenverschwender, die ihre AGs als Selbstbedienungsladen betrachten — „Sowjetisierung!“ ruft da der radikale Bankwirtschaftler von der Uni Würzburg. Die Kleinaktionäre müßten dieses Treiben nicht widerspruchslos hinnehmen.

Ob sich Familienmitglieder im Siemens-Vorstand Aktien mit sechsfachem Stimmrecht zu Vorzugspreisen unter den Nagel reißen, ob die BASF Kapitalrückzahlungen verweigert — Wenger ist zur Stelle. Neun Jahre Doppelstudium in Physik und Ökonomie geben den Argumenten des schwäbischen Ordinarius ihre Explosivkraft. Seit dem Amtsantritt 1987 setzt Wenger auf praxisbezogene Forschung und Lehre. Stets begleitet ihn eine Gruppe Studierender auf die Aktionärsversammlungen, um die miesen Tricks der „Nieten in Nadelstreifen“ vor Ort zu examinieren. „Ineffektive Organisationen“, „korrupte Manager“ und „Erpressungsgemeinschaften“, die den „produktiven Wettbewerb eliminieren“ — das Schimmlige hinter den Fassaden der Finanzpaläste wurmt den Bankwirtschaftsprofessor. Jedenfalls will Wenger Auskunft. Bei alledem hat Wenger das Gottvertrauen in die heilsamen Kräfte des Pekuniären keineswegs verlassen. Er fordert mehr Macht fürs Geld, das die Ohnmächtigen geben.

Dichter-Demokrat Ludwig Uhland reimte bereits 1814, als habe er den Wenger schon gut gekannt: „Der wackre Schwabe forcht sich nit/ Ging seines Weges Schritt vor Schritt/ Ließ sich den Schild mit Pfeilen spicken/ Und tät nur spöttlich um sich blicken“. Thomas Worm

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