baldin zum sammeln : Das Millionenspiel
Ein gutes Zeichen? Ein Anlass zur Sorge? Es herrscht beklemmende Stille im Verlautbarungschor bezüglich der angestrebten Rückgabe der im Zweiten Weltkrieg ausgelagerten Bremer Kunsthallenschätze: 372 Grafiken, 2 Gemälde, ein großer Batzen. Der war – nicht vergessen! – 1945 in des sachkundigen Rotarmisten Victor Baldin sorgsame Hände gefallen und Richtung Russland expediert worden. Am 7. April gab’s noch einmal eine sporadische Notiz: Der allseits beliebte – da rückgabevorantreibende – Kulturminister Michail Schwydkoi habe dem hartnäckig zweifelnden Generalstaatsanwalt die einschlägigen Besitznachweise überreicht. Und seither: Nichts. Nur Spannung, atemberaubende: Folgt nun die Katastrophe? Das Happy Ending? Wie geht die Soap-Opera weiter? Überlegt sich J.R. Gubenko gerade, wie er Bobby Schröder beim nahenden Gipfeltreffen eine Falle stellt? Vielleicht organisiert der einflußreiche Kulturpolitiker heimlich eine Ausstellung mit Werken tschetschenischer Künstler? Sie zu besuchen wäre ein Faux-Pas, sie zu ignorieren eine Sünde.
Endgültige Klarheit besteht aber in der Frage der Einsätze: Rien ne va plus. So beziffert der oben genannte Gubenko das Baldin-Konvolut mit 1,3 Milliarden Euro, das russische Kulturministerium aufgrund der Expertise eines Auktionshauses mit 22 Millionen. Und Kunsthallendirektor Wulf Herzogenrath? Der bezeichnet’s – weise – als unschätzbar. Davon beträgt der Wert jener 20 Werke aus der Sammlung, die von Bremen imFall der Rückgabe als Dankeschön nach Moskau zurück-zurück gehen – genau ein Viertel.
BeS