: Das Leben des Hulk
Ex-Wrestler Hulk Hogan macht es den Osbournes nach und lässt seinen Alltag als Doku-Soap filmen. Und auch andere Stars drängen derzeit ins TV
Von Carla Palm
In Amerika ist ein Date eine ernste Sache. Wer sich zum Kino oder auf ein Bier verabredet, verfolgt meistens einen Hintergedanken. Als Brooke Hogan, 16, zu ihrem ersten Date losfahren will, montiert ihr Vater noch schnell einen GPS-Empfänger im Auto. Er möchte immer genau wissen, wo sich seine Tochter gerade aufhält. Kaum vorstellbar, aber der Furcht erregende Wrestlingstar Hulk Hogan ist in seinem Privatleben ein besorgter Familienvater und patenter Hausmann.
Diese sanftmütige Seite des Muskelpakets mit den weißblonden Haaren und Schnurrbart fördert der Musiksender VH1 zutage. Er beobachtet derzeit die Hogan-Familie in ihrem 20.000-qm-Anwesen in Florida 24 Stunden mit der Kamera. Sendetermin für die neue Reality-Serie „Hogan knows best“ (Hogan weiß es am besten) ist im Sommer. VH1, das zum Viacom-Konzern gehört, hofft, dass die Show ein legitimer Nachfolger von „The Osbournes“ wird. Die Doku-Soap über das chaotische Familienleben von Ozzy Osbourne bescherte dem Musiksender MTV (ebenfalls Viacom) jahrelang traumhafte Einschaltquoten und dem ehemaligen Black-Sabbath-Sänger ein unverhofftes Comeback. Zuletzt verdiente Ozzy pro Staffel rund 20 Millionen US-Dollar, seine Einnahmen aus Fanartikeln erreichen geschätzte 50 Millionen US-Dollar.
Mit den Osbournes erfand MTV ein ganz neues und für den Sender billiges Fernsehformat. Die Familie des Altrockers war die erste, die ihren Alltag vollständig vor der Kamera entblöste. Seitdem gab es in den USA zahlreiche Kopien wie „Newlyweds: Nick and Jessica“ über das Eheleben der Popsternchen Jessica Simpson und Nick Lachey oder „The Simple Life“ mit Paris Hilton und Nicole Richie, deren dritte Staffel zur Zeit auf dem Murdoch-Sender Fox läuft. „Es gibt im Augenblick so viele Shows mit Celebrities, da ist es schwer etwas Einzigartiges und Dynamisches zu finden“, sagt VH1-Programmchef Brian Graden, der in den nächsten Monaten noch zwei weitere Promi-Soaps anschiebt: „Being Bonaduce“ zeigt das kaputte Leben von Exkinderstar Danny Bonaduce (Partridge-Family), und bei der mittlerweile fünften Staffel von „The Surreal Life“ steigen drittklassige Musik- und Sportstars für ein paar Monate in einen Big-Brother-Container. Hulk Hogan und seine Familie wirken dagegen beinahe harmlos.
Wie sein Vorgänger Ozzy ist der mittlerweile pensionierte Wrestlingstar eigentlich am Ende seiner Laufbahn angekommen. In den 80er-Jahren startete Hogan einen kurzen Ausflug in die Kinobranche mit Auftritten in „Rocky III“ und eher unbedeutenden Familienfilmen wie „Santa with muscles“. Sein sportliches Ende besiegelte ein Steroidskandal. Seitdem ruht sich Hogan, der weltweit immer noch eine treue Fangemeinde hat, auf seinen alten Erfolgen aus. Die Reality-Serie bietet ihm und seiner Frau Linda einen Neuanfang: „Die meisten Leute denken, mein Leben bestehe aus Kämpfen und lautem Schreien. Sie werden überrascht sein, wie ruhig und normal es bei uns zu Hause zugeht“, verspricht Hogan, der mit richtigem Namen Terry Bolea heißt. Wenn alles gut läuft, könnten die Hogans genauso absahnen wie die Osbournes – Tochter Brooke verrät schon mal, dass sie gern ins Musikgeschäft einsteigen möchte.
Auf einen ähnlichen Schub für ihre zweite Karriere hoffen die beiden Tennisdiven Venus und Serena Williams, die im Sommer eine eigene Reality-Show auf dem Kabelsender ABC Family bekommen. Im Mittelpunkt steht der Alltag der beiden Schwestern außerhalb der Tennisplätze. „Die Serie soll unseren Fans einen Einblick in unser Privatleben ermöglichen“, sagt Venus. Serena, die mit der Idee schon länger bei TV-Sendern hausiert, ist euphorischer: „Das wird eine großartige Show. Die Leute werden schockiert sein, wenn sie sehen, wie es bei uns zugeht.“ Außerdem, sagt sie, habe sie tolle Ideen für die Folgen – schließlich arbeite sie ja nebenher als Designerin.