■ Das K.O.M.I.T.E.E. scheitert: In die Aktion verrannt
Der Termin war wohlkalkuliert: Der Sprengstoffanschlag auf den Abschiebeknast Grünau, wenige Tage vor Beginn des Autonomie-Kongresses im April, hätte den Kammerton für die Veranstaltung vorgegeben und die Debatte bestimmt. Die Analyse des Scheiterns zeigt, daß die Gruppe selbst mit einem gelungenen Anschlag der Veranstaltung keinen Gefallen getan hätten. Die im Text geäußerte Erwartung, mit Sprengstoff die Asyldebatte verändern zu können, legt die Illusionen der Gruppe bloß und offenbart zugleich den zutiefst moralischen Gestus der „Komitee“-Mitglieder: Man muß doch etwas tun... Das ist zwar rührend ehrenwert, aber keine politische Analyse. Ihre hilflosen Erklärungen erklären vor allem, warum die radikale Linke nur noch ein Schatten einstiger Stärke ist. Da wird nicht gefragt, ob der eigene Glaubwürdigkeitsverlust nicht doch etwas damit zu tun hat, daß in der radikal veränderten Welt jede linke Gewißheit auf dem Prüfstand steht – nur die radikale Linke hantiert unverdrossen mit dem ideologischen Werkzeug von Anno dunnemals. Der Autonomie-Kongreß wollte selbstkritisch festgefahrene Politik aufbrechen, liebgewordenen Unfug wie die Schimäre der Arbeiterklasse oder die Heroisierung der Armut in Frage stellen und und neue Fragestellungen entwickeln. Beim Versuch blieb es. Das „Komitee“-Papier zeigt überdeutlich, welchen Verständigungsbedarf die radikale Linke hat, aber außer der Zeitschrift Interim gibt es kaum ein Forum. Die „militante Praxis“, gründet sie auf einem verqueren Proletkult wie bei „Klasse gegen Klasse“ oder auf moralischer Empörung wie beim „Komitee“, gewinnt Stärke aus diesem Vakuum. Doch die Stärke solcher Gruppen ist die Schwäche der radikalen Linken. Gerd Nowakowski
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