: Das Geld ist knapp
Trotz Interims-Rabbi sucht die Jüdische Gemeinde weiter: Einen klugen Rabbiner, Vorbeter und Sänger. Doch auch ohne ihn brummt die Gemeinde
bremen taz ■ Um 16 Uhr segelt SPD-Bürgermeister Henning Scherf durch die sprichwörtlich „Offene Tür“ der Jüdischen Gemeinde. Roter Schlips, weißes Hemd, bei 29 Grad verbietet sich das Jacket. CDU-Landes-Chef Bernd Neumann war schon Stunden früher in der Schwachhauser Heerstraße gewesen. „Zum ersten Mal“, lachen Beobachter: „Wahlkampf“. Allerdings war der gestrige Sonntag auch erst der zweite –gut besuchte – Tag der Offenen Tür in der jüngeren Geschichte der Gemeinde, deren 1.200 meist zugewanderte Mitglieder zunehmend zusammenwachsen.
„Früher waren wir mehr mit uns selbst beschäftigt“, erklärt die langjährige Vorsitzende Elvira Noa. Doch seit der 200 Jahr-Feier der Gemeinde vor zwei Jahren habe sich das Selbstbewusstsein auch der Neuankömmlinge gefestigt. „Wenn im jüdischen Chor aus Bremen lauter russische Einwanderer auf hebräisch Lieder singen, dann ist das der beste Beleg für gelungene Integration“, beobachtet auch Udi Lehavi. Der Berliner Repräsentant von Keren Hayesod Deutschland, der wohltätigen Vereinigten Israel Aktion e.V., war dienstlich da. Keren Hayesod unterstützt Krankenhäuser, Terroropfer „egal welchen Glaubens“ – und neuerdings auch die Idee, dem im Februar verstorbenen Rabbiner Barslai eine Stiftung zu widmen, die für Integration und Erziehung in Bremens Partnerstadt Haifa Gutes tun könnte. Möglicherweise werden die Stiftungspläne schneller wahr, als dass ein neuer Rabbi gefunden wäre – auch wenn es eine Interimsbesetzung bis Mai gibt.
„Die Suche ist schwer“, sagt die Vorstandsvorsitzende Elvira Noa. Denn jung soll der Rabbiner sein, um den Nachwuchs einzubinden, theologisch herausragend zudem. Auch singen soll er können und als frommer Mann vorbeten – damit der Gottesdienst alle Herzen anspricht. Leider zahlt die Bremer Gemeinde nur bescheiden. „Ein Problem“, sagt Noa, die schon länger mit der Senatskanzlei über eine Anpassung der staatlichen Förderung für die gewachsene Synagogengemeinschaft verhandelt. Erfolglos bislang. „Wenn es keinen Rabbiner gibt, kann das auch daran liegen“, sagt Noa. ede