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„Das Doppel-T ist jetzt überflüssig“

■ Nach Investoren-Absage dräut neuer Streit um Bahnhofsplatz

Sobald die Bremer Politiker aus der Osterpause kommen, wird ein neues altes Thema die Gemüter bewegen: Was tun mit dem Bahnhofsplatz? Wieviel von den alten Plänen zur Gestaltung des Platzes, der Verlegung des Omnibusbahnhofs und der Neuordnung der Haltestellen soll umgesetzt werden?

Auch der Streit um die Doppel-T-Kreuzung zwischen Breiten- und Herdentorsteinweg wird wieder losbrechen, nachdem Bilfinger und Berger den geplanten Neubau wegen fehlender Mieter abgesagt hat. Die Vorsitzende des CDU-Bezirks Bremen-Mitte und Bürgerschaftsabgeordnete Viola Mull: „Die Doppel-T-Kreuzung ist jetzt überflüssig. Ich kann mit der jetzigen Lösung gut leben“.

Dagegen haben sich die Beamten von Bausenator Bernt Schulte (CDU) gestern verständigt, an den bisherigen Plänen inklusive Doppel-T festzuhalten. Mit dieser Position gehen sie am Montag in eine Abstimmungsrunde mit ihren Kollegen aus dem Wirtschaftsressort. Im Hause von Senator Hartmut Perschau (CDU) will man möglichst schnell Klarheit über die Verkehrsführung, um das Grundstück neu auszuschreiben. Ob das Areal verkleinert werden solle, um mehr Raum für den Autoverkehr zur Innenstadt zu schaffen, wie es Mull und der CDU-Fraktionsvize Helmut Pflugradt fordern, dazu halten sich die Beamten bedeckt. Die Diskussion dürfe nur nicht gerade dann wieder losbrechen, wenn man mit neuen Interessenten verhandele.

In der Chefetage des Bauressorts herrscht ehrliche Ratlosigkeit über das weitere Vorgehen. Natürlich jucke es, die zweieinhalb Millionen Mark teure Planung auch umzusetzen, heißt es. Die auf 70 Millionen Mark kalkulierten Kosten für den Platz-Umbau seien allerdings ein Problem. Fraglich sei auch, ob man etwa die Verkehrsanlagen auf so engem Raum wie geplant konzentrieren müsse, wenn nebenan vorerst ein leeres Grundstück liege. Neue Ideen soll nun eine große Runde aus Immobilienmaklern, Stadtplanern, Verkehrsexperten und Politikern liefern. Die Ausschreibung für die Kanalbauarbeiten, erster Schritt zu Bebauung, ist jedenfalls erstmal gestoppt.

Der Berliner Architekt Klaus Quick, der 1993 den städtebaulichen Wettbewerb für den Bahnhofsplatz gewonnen hatte, warnt davor, die Option einer attraktiven Bebauung – eventuell auch mit mehreren Gebäuden – an der Platzkante vorschnell aufzugeben. „Ich befürchte, daß jetzt verkehrliche Varianten in den Vordergrund rücken“. Sprich: Mit einer Straße quer über das Baugrundstück könnten Fakten für die nächsten Jahre geschaffen werden. Für Quick sind Bus und Bahn vordringlich: „Die Entscheidung über einen vernünftigen Umsteigepunkt sollte man jetzt treffen“. jof

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