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Archiv-Artikel

Das Biest verschlingt den Tiger

Jim Furyk gewinnt die US Open im Golf, Titelverteidiger Woods wird bloß 20ster

OLYMPIA FIELDS dpa ■ Das „Biest von Chicago“ hat den Tiger gezähmt und dem amerikanischen Golfprofi Jim Furyk mit dem Sieg bei der 103. US Open Championship den ersten Major-Titel seiner Karriere beschert. Nach 272 Schlägen gewann der 33-Jährige mit dem unorthodoxen Golfschwung das Spektakel im Süden Chicagos vor dem Australier Stephen Leaney (275). Titelverteidiger Tiger Woods landete nach 283 Schlägen auf dem Par-70-Kurs nur auf Rang 20. Bernhard Langer (286/Platz 42) tat sich bei seinem 19. US-Open-Start so schwer wie bisher und war froh, den Cut geschafft zu haben. Alexander Cejka wurde mit 292 Schlägen 61.

„Ich wusste, dass es ein großer Tag wird. Ich verdanke alles meiner Familie und meinem Vater als Trainer“, sagte Furyk nach dem 32. Versuch, nach acht Erfolgen auf der US-Tour endlich ein Major zu gewinnen. Ein Scheck über 1,08 Millionen Dollar war der Lohn für vier solide Runden (67+66+67+72) zum Sieg über das „Biest“, wie die US Open wegen ihrer Höchstschwierigkeiten genannt werden.

„Jeder, der Golf spielt, weiß, dass es nicht leicht ist und es immer auf und ab geht“, kommentierte Tiger Woods das schlechteste US-Open-Ergebnis seiner Karriere. Erstmals seit 1999 fehlt ihm zu diesem Zeitpunkt im Jahr ein Major-Titel. Mit 75 Schlägen am Samstag hatte er alle Chancen verspielt – wie schon beim Masters im April, als er mit 75 Schlägen ebenfalls in Runde drei eingebrochen war. Bei den British Open im englischen Sandwich sowie bei der US PGA Championship eröffnen sich in diesem Jahr noch zwei Major-Chancen.

„Du fühlst dich lausig einsam, wenn du schlecht spielst“, meinte Woods, der aber von einer Krise nichts wissen will. „Ich habe mein Bestes gegeben, aber verloren.“ Acht Major hat er seit 1996 gewonnen, darunter zwei US-Open-Titel (2000/2002). Der beste Golfspieler der Welt war auf dem Olympia Field beim Putten und an seinen schlechten Schlägen zum Grün verzweifelt. Mit der Durchschnittsquote von 31,1 Putts pro Runde konnte Woods keinen Blumentopf gewinnen. „Ich habe weder bergauf noch bergab die Geschwindigkeiten auf den weichen Grüns richtig in den Griff bekommen.“

Der beste Golfprofi der Welt fand keine schlüssige Antwort auf seine mangelhafte Form. Sein letzter von bisher drei Tour-Siegen nach erst acht Starts in diesem Jahr datiert vom 23. März. Seitdem ging es mit den Platzierungen fast nur noch abwärts: Rang 15 beim Masters, Platz 29 bei der „SAP Open“ in Alveslohe und 4. beim „Memorial“ vor einer Woche.

Am Donnerstag geht Woods in Harrison, New York, an den Start. Ausgerechnet dort, wo er schon häufiger eine Top-Ten-Platzierung verfehlte. „Es wird verdammt hart“, meint Woods, „physisch bin ich gut drauf, aber emotional eher müde.“