: „Das Beste auf diesem Planeten“
DJ DEUTSCHLAND Paul van Dyk hat für das Mauerfallfest die Ballade „We Are One“ komponiert. Er will damit Generationen verbinden und die Demokratie feiern
Der 37-Jährige ist einer der weltweit erfolgreichsten Techno-DJs und Musikproduzent. Er wuchs in Ostberlin auf. Sein Song „We Are One“ wird Montagabend beim Mauerfallfest am Brandenburger Tor aufgeführt.
taz: Herr van Dyk, Sie spielen Montag am Brandenburger Tor ein eigens komponiertes Stück. Wie kommen Sie als DJ dazu, ein Lied zum Mauerfalljubiläum zu machen?
Paul van Dyk: Zum einen bin ich in erster Linie Musiker, und dass elektronische Musik gerade meine Lieblingsmusik ist, hat sich eben so ergeben. Es ist aber auch nicht das erste Mal, dass ich etwas gemacht habe, was nicht klassisch für den Dancefloor ist. Ich wurde von den Organisatoren angesprochen und habe mich dann mit dem Thema auseinandergesetzt und so ist „We Are One“ entstanden.
Wie hört sich der Song an?
Ich glaube, am ehesten würde man sie als eine Art moderne Ballade bezeichnen, passend zu dem festlichen Anlass, in dem sie aufgeführt wird. Die Produktion war sehr komplex, mit Aufnahmen von einem richtigen Chor und Orchester. Das gesamte Stück ist nicht ganz normal strukturiert, sondern da passiert eine ganze Menge. Es gibt zu dem Track zusätzlich eine komplette Klanglandschaft. Insgesamt ist die Hymne, das ist der Arbeitstitel von „We Are One“, etwa fünf Minuten lang. Am Montagabend wird sie als letzte musikalische Darbietung gespielt, bevor die letzten Dominosteine fallen.
Was war Ihr Leitmotiv?
Die gesamte Thematik ist mir wichtig, denn der 9. November steht für mich nicht nur für den Mauerfall in Deutschland, sondern auch als Symbol dafür, dass sich Diktaturen unterschiedlicher Couleur in Europa damit verabschiedet hatten und ein Großteil der Bevölkerung die Möglichkeit hatte, ihr Leben in Freiheit und Demokratie weiter zu gestalten.
Haben Sie einen persönlichen Bezug zum Mauerfall?
Ich selbst habe ja durch meine Herkunft in der DDR durchaus einen Bezug dazu, und auch durch meine Reisen in den letzten 20 Jahren habe ich gesehen, dass Demokratie das beste System ist, was wir auf diesem Planeten haben. Erst wenn sich jeder einbringt, kann Demokratie als bestes System entstehen und bestehen. Das ist auch die Aussage des Songs.
Und was erhoffen Sie sich von der Ballade?
Der Song soll die jüngere Generation, die zum Mauerfall vielleicht sehr jung oder noch gar nicht geboren war, mit der älteren Generation verbinden, die das Ganze sehr bewusst erlebt und unter dem System gelitten hat.
Gibt es eine Verbindung zwischen elektronischer Musik und dem Mauerfall?
Ja, es gab nach dem Fall der Mauer zum einen plötzlich den Freiraum in den Köpfen, aber auch einen geografischen durch die leer stehenden Fabrikhallen. Diese wurden von kreativen Leuten genutzt, die Anlagen reinstellten und Veranstaltungen machten. Das hat dazu geführt, dass elektronische Musik aus der kleinen Subkultur zur größten New-Musikkultur der Welt geworden ist.
INTERVIEW: MARSIDA LLUCA