: Das Baguette als Staatsaffäre
Paris (AFP) – Das Baguette, eines von Frankreichs Nationalsymbolen, ist diese Woche zur Staatsangelegenheit geworden. Der Präsident persönlich schaltete sich zu seiner Rettung ein. Beim Neujahrsempfang im Elysee-Palast lobte Jacques Chirac das Baguette vom Bäcker als nationales Kulturgut: „Es ist unvorstellbar, das Brot aus einer richtigen Bäckerei mit diesem Ding zu vergleichen, daß aus der Backstation kommt und allem möglichen gleicht – nur nicht einem Brot oder einem Lebensmittel für einen guten Christen.“ Der Ärger des Präsidenten hat seinen Grund: Mittlerweile werden in Frankreich gerade noch zwei Drittel des Brotes vom Bäcker um die Ecke gebacken. Der Rest ist industrielle Massenproduktion.
Die größte Schuld an der Misere geben die Bäcker mit eigener kleiner Boulangerie den Großbäckereien, die die Supermärkte mit tiefgefrorenem Teig versorgen, der in Backstationen nur noch aufgebacken werden muß. Auf den tiefgefrorenen Teig wollen auch viele der 34.500 Familienbetriebe nicht mehr verzichten. Dennoch ist zu ihrem Schutz seit dem 1. Januar eine Verordnung in Kraft, wonach eine Backstube nur noch dann Boulangerie heißen darf, wenn das Brot dort auch eingerührt, geknetet, geformt und gebacken wird.
Die Supermärkte hat dies zu neuen Namensgebungen gezwungen. Ihre ehemaligen Boulangerien heißen jetzt mehr oder weniger kunstvoll „Point Chaud“ (Heißer Punkt), „Four à Bois“ (Holzofen) oder „Epis Gaulois“ (Gallische Ähre).
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