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Danke, Berliner Senat

Danke, Berliner Bäderbetriebe

Danke dafür, dass Sie es endlich geschafft haben, eine Möglichkeit zu finden, den Regierungsumzug, die neuen Prachtbauten für Sie und Ihresgleichen und nicht zuletzt die wunderbaren Transaktionen des Herrn Landowsky zu finanzieren.

Diese öffentlichen Bäder waren mir schon lange ein Dorn im Auge, wo wir doch alle wissen, dass diese nur von den Reichsten der Reichen besucht wurden. Davon habe ich mich letzten Sommer persönlich überzeugt, indem ich mit den Kindern aus unserer WG im hoffentlich bald geschlossenen Bad am Poststadion in Moabit war. Ich kann Ihnen sagen, es war voll von dicken Kindern und deren Eltern. Sollten die nicht besser zu Hause sitzen und lernen, um bei der nächsten Pisa-Studie nicht ganz so mies abzuschneiden ? Oder sollten sie nicht wenigstens im Keller ihres Hauses Tennis ö. Ä. trainieren, um bei den nächsten Olympischen Spielen eine Goldmedaille zu gewinnen? Nein, lieber hängen sie im Freibad herum, stopfen Eis in sich hinein und springen unerlaubt vom Beckenrand ins Wasser. Unglaublich!

Wie sollen diese Freizeitchaoten jemals funktionierende Zahnräder in der deutschen Wirtschaft werden? Zum Glück hat dies nun bald ein Ende. Denn Sie sind nicht nur so gescheit, diesen und andere Vergnügungsparks der Boheme zu schließen, sondern erhöhen auch gleich die Eintrittsgelder für andere Bäder um 33 Prozent, damit ja keiner auf die Idee kommt, in eines der so zahlreich vorhandenen anderen Bäder in Moabit auszuweichen. Wir wissen ja, die mit den dicken Brieftaschen sind immer die Geizigsten. Kurzum, ein geschickter Schachzug, um die deutsche Wirtschaft wieder nach vorne zu bringen, den Reichen dieser Stadt den Spaß zu verderben und die Pensionskasse für Ihren Ruhestand zu füllen. […] ARMIN GOLLMER

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